ISBN-13: 9783050059037 / Niemiecki / Twarda / 2012 / 646 str.
Bei keinem anderen romischen Herrscher war die monarchische Reprasentation so tiefgreifenden Wandlungen unterworfen wie bei Constantin I., dem ersten christlichen Kaiser (306-337 n.Chr.). In besonderer Weise gilt dies fur die Rolle des Kaisers als erfolgreicher Krieger und glanzender Sieger, denn gerade im Bereich der militarischen Herrschaftsreprasentation treten die Reibungsflachen zwischen den traditionellen und innovativen Tendenzen im Ubergang vom Prinzipat zur Spatantike pragnant hervor. Zwei Quellengattungen, die unter historischer Perspektive bislang nur peripher und punktuell Berucksichtigung fanden, eignen sich in besonderem Mae dazu, die entsprechenden Diskurs-und Handlungsfelder zu untersuchen: die zeitgenossische Herrscherpanegyrik und die kaiserliche Munz-und Medaillonpragung. Beide Genera gewahren detailreiche Einblicke in typische, zeremoniell gerahmte Interaktions-und Kommunikationssituationen (festliche Stadteinzuge undEmpfange, Geschenkubergaben, Sold-und Donativzahlungen etc.), in denen sich der Souveran und seine Subjekte begegnen konnten und in denen sich die Gestalt der romischen Monarchie stets aufs Neue zu konstituieren und zu legitimieren hatte. Die Quellen bewahren nicht nur wertvolle Hinweise auf die militarische Reprasentation des Kaisers; in ihrer Funktion als Kommunikationsmedien waren sie selbst ein integraler Bestandteil derjenigen Vorgange, in denen sich die triumphale Herrschaft Constantins diskursiv und herrschaftspraktisch formieren konnte. So lassen sich hier besonders deutlich die permanenten Auseinandersetzungen des Kaisers mit den wechselnden Anspruchen an die Ausgestaltung seiner Rollenmodelle greifen, durch die die politische Ordnung des romischen Imperiums zu andauernden Anpassungsleistungen-sprich zu historischem Wandel-gezwungen war.
"Daher werden sich aus dieser Studie und ihren Ergebnissen für manche offene Fragen Anregungen für neue Untersuchungsansätze ergeben. Das wäre kein schlechtes Ergebnis für eine Konstantins gesamten Herrschaftszeitraum erfassende und gliedernde Studie, die mit der Frage nach der Herrschaftsrepräsentation des Kaisers einen geschlossenen Interpretationsrahmen liefert, der zwar nicht alle Probleme bündig zu lösen vermag, seine Überzeugungskraft aber aus der systematischen Ordnung des nicht Systematisierbaren bezieht." Lamprecht, Urich, In: H-Soz-Kult, 21.03.2013