ISBN-13: 9783050059761 / Niemiecki / Twarda / 2012 / 388 str.
Redeszenen gehoren zu den wichtigsten Bestandteilen mittelalterlicher wie auch moderner Erzahltexte. Ihre vielfaltigen narrativen Funktionen reichen von der Konstitution und Charakterisierung intradiegetischer Figuren uber die Strukturierung der Erzahltexte bis hin zur (unmittelbaren oder mittelbaren) Kommunikation mit dem textexternen Rezipienten. Redeszenen werden auch bereits in mittelalterlichen Werken mit groer Sorgfalt strukturiert und formuliert. Was jedoch andert sich, wenn Heilige am fingierten Gesprach beteiligt sind - gibt es besondere Merkmale gottlich inspirierten Sprechens, und wenn ja, welche? Wie wird in Texten vom 8.-16. Jahrhundert das Reden zu und mit Gott imaginiert und inszeniert? Welche Rolle spielt dabei das (durchaus dialogisch zu verstehende) Gebet der Glaubigen, insbesondere der Heiligen (Furbitte)? Wie wird die Sprache Gottvaters oder Christi, insbesondere ihre direkte Rede, in den geistlichen Erzahltexten gestaltet, und auf welche Art und Weise wird deren Ubersetzung in die verschiedenen Volkssprachen gerechtfertigt? Die Beitrage des Sammelbandes gehen diesen Fragen aus interdisziplinarer, komparatistischer Perspektive nach; sie vergleichen dabei Werke unterschiedlicher Volkssprachen mit ihren jeweiligen Quellen. Untersucht wird daruber hinaus, inwiefern die einzelnen Teilgattungen mittelalterlicher Erzahldichtung, in denen Heilige sprechend auftreten (z.B. Bibeldichtung, "Chanson de geste," hofische Legende, geistliches Spiel), sich der Frage des angemessenen Sprechens mit Gott annehmen und welche unterschiedlichen Diskurse und Interaktionsstile dabei erkennbar werden. Der Bruckenschlag zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft, aber auch zwischen den verschiedenen Philologien, fuhrt unterschiedliche Wissenschaftstraditionen zusammen, die es ermoglichen, auch bei bekannten Texten neue Wege und Perspektiven der Interpretation zu eroffnen.
Redeszenen gehören zu den wichtigsten Bestandteilen von Erzähltexten; sie können ein breites Spektrum narrativer Funktionen erfüllen und werden in der mittelalterlichen Literatur mit großer Sorgfalt strukturiert und formuliert. §Im Zentrum des Bandes steht die Gestaltung derjenigen Redeszenen, die in mehrfachem Sinne ein Sprechen mit Gott darstellen. So kann Heiligenrede als göttlich inspirierte Rede präsentiert werden, und Gebete erscheinen als dialogisches Sprechen mit Gott. Mit dem Reden zu Gott eng verknüpft sind die Rollen der Interaktanten; untersucht wird etwa, wie Heilige im Gespräch agieren und in welcher Weise Gott als Gesprächspartner in Erscheinung tritt. §In einer Zusammenführung sowohl sprach- als auch literaturwissenschaftlicher Methoden wird aus interdisziplinärer, komparatistischer Perspektive untersucht, wie in Texten vom 8.-16. Jahrhundert das Reden zu und mit Gott imaginiert und inszeniert wird.