ISBN-13: 9783050037622 / Niemiecki / Twarda / 2004 / 312 str.
Mit dem Paratext-Begriff hat Gerard Genette ein Instrument von erheblicher literatur-, kultur- und medientheoretischer Reichweite zur Verfugung gestellt. Da sie noch unterschatzt wird, dafur durfte die philologische Bescheidenheit mitverantwortlich sein, mit der die Kategorie eingefuhrt wurde. Nur zu gern hat man Genettes Rede vom Paratext als bloem "Beiwerk des Buches" - im Unterschied zum "eigentlichen" Text - wortlich genommen. Nimmt man das Konzept aber ernst, bleibt buchstablich keines der Elemente eines Werks oder Buchs von paratextuellen Qualitaten unberuhrt. Und insofern paratextuellen Phanomenen ein fur jede Lekture, allgemein jede Rezeption weichenstellender Status zukommt, geht ihre Beobachtung keineswegs auf Randstandiges, sondern tatsachlich aufs Ganze: Paratexte organisieren die Kommunikation von Texten uberhaupt. Die unter dieser These im vorgelegten Buch eroffnete Diskussion antwortet nicht zuletzt auf einen gegenwartsdiagnostischen Befund: In vielen medialen Kontexten ist eine rasante Ausdifferenzierung paratextueller Strategien zu beobachten. Ein besonderer Akzent des Bandes liegt im intermedialen Vergleich von Literatur, Film und Fernsehen sowie in einer entsprechenden Verschrankung interdisziplinarer Perspektiven. Wenn dabei konkurrierende Theorieansatze zu Wort kommen, wie sie in der aktuellen kulturwissenschaftlichen Debatte vertreten sind, so ist es kein Zufall, da immer wieder Grundkonzeptionen der beteiligten Disziplinen thematisiert werden: vom Autor-, Werk- und Text- bis hin zum Kommunikations- und Medienbegriff. Ebenso wenig zufallig, sondern ein Zeugnis fur das Potential des von Genette vorgeschlagenen Begriffs ist es jedoch, da alle Beitrage die fallige theoretische Diskussion mit insistenten, teilweise mikrologisch prazisen materialen Analysen engzufuhren verstehen.