ISBN-13: 9783050038728 / Niemiecki / Twarda / 2003 / 310 str.
Valja Werkmann untersucht auf der Grundlage der Chomskyschen Grammatiktheorie sowie der jungsten Ergebnisse der Informationsstrukturierung die Syntax, Morphologie und Semantik der Objektklitika des modernen Bulgarischen. Der Begriff Klitikon stammt aus dem (Alt-)Griechischen und leitet sich von dem Verb (sich neigen, sich beugen) ab. Die griechischen Grammatiker bezeichneten ein Element als klitisch, das sich zu einem anderen Element hin "neigt" und mit diesem mehr oder weniger eng verbunden ist. Mithin sind die Klitika Elemente, die ein Stutzwort benotigen. Sie konnen diesem vorangehen oder folgen. Die Klitika sind keine freien, unabhangigen Worter, aber auch keine affigierten Elemente. Sie nehmen eine Art Sonderstellung ein. In einem der wenigen Definitionsversuche bezeichnete Pike (1947) sie als ..". intermediate between words and affixes, when these morphemes are grammatically loosly bound, but phonologically tightly bound to a free word to which they are adjacent." Genau diese Eigenschaften besitzen die bulgarischen Objektklitika, die zusammen mit dem Verb einen Komplex bilden und nicht isoliert auftreten konnen. Eine andere Besonderheit dieser Klitika besteht darin, da sie einerseits als pronominale Objekte im Satz fungieren, andererseits aber auch lexikalisch realisierte Objekte verdoppeln konnen. Diese sogenannte Objektverdoppelung bedeutet, da eine Argument-Nominalphrase gleichzeitig mit einem Klitikon im Satz vorkommt, das ihre Person-, Numerus-, Genus- und Kasus-Spezifikationen verdoppelt. Mit dieser Untersuchung wird der Versuch unternommen, die Eigenschaften bulgarischer Objektklitika mit den Mitteln einer formaler Satzgrammatik zu beschreiben und eine konsistente Klitiktheorie des Bulgarischen zu schaffen, die mit dem Lexikoneintrag der Objektklitika beginnt, ihre syntaktischen und phonologischen Besonderheiten gleichermaen berucksichtigt und sie in eine syntaktische Struktur von Satzen einbaut, welche den Anforderungen der Informationsstruktur genugt. Das Dilemma, da die Objektklitika einerseits Kopf-Kategorien darstellen, andererseits aber thematische Rollen vom Verb erhalten und als seine Argumente fungieren, wird dadurch gelost, da sie in den Argumentpositionen des Verbs basisgeneriert werden. Ein Objektklitikon wird als funktionaler Kopf einer Referenzphrase analysiert, welche die Nominalphrase als Komplement hat. Die Referenzphrase nimmt die Argumentposition des Verbs ein, wodurch sie als Objekt des Verbs fungiert. Auf diese Weise werden die drei Moglichkeiten der syntaktischen Realisierung von Objekten im Bulgarischen einheitlich erfat, namlich wenn das Objektklitikon allein vorkommt, wenn nur die Nominalphrase das Objekt des Verbs reprasentiert und wenn diese Nominalphrase durch ein Objektklitikon verdoppelt wird. Die Analyse lost das Problem der fehlenden komplementaren Distribution zwischen Objektklitika und Nominalphrasen in Objektfunktion. Sie bietet eine einheitliche Erklarung der allein auftretenden sowie der verdoppelnden Objektklitika an. Auerdem erlaubt sie, dem spezifischen informationsstrukturellen Beitrag der klitischen Pronomen in diesen Konstruktionen Rechnung zu tragen.