ISBN-13: 9783050033150 / Niemiecki / Twarda / 1999 / 298 str.
Das Buch beschreibt Schmerz als kulturelle Konstruktion, als Gemeinplatz der modernen Identitats(-er)findung. Die Moglichkeit intensiver Schmerzerfahrung gilt als Privileg des Menschen. Dieses Privileg wird gerade bei chronischen Schmerzen zu einem Fluch. Neue Therapien schlagen deshalb vor, den 'eigenen Schmerz verstehen zu lernen', um damit alternative Wege der Heilung zu beschreiten. Untersucht werden deshalb zunachst die Zusammenhange zwischen den zentralen Begriffen der hermeneutischen Theorie und den Metaphern der Schmerzkommunikation. Dabei wird deutlich, dass Schlusselbegriffe wie 'Intensitat' und grundlegende, die Beschreibung lenkende Unterscheidungen wie 'Oberflache und Tiefe' oder 'das Ganze und die Tiefe' nicht auf diese Bereiche zu begrenzen sind, sondern ganz unterschiedliche Theorien und Disziplinen vorstrukturieren. Schmerz kann also als Prazedenzfall in einer von der Hermeneutik hervorgebrachten Begriffskette analysiert werden. Die Reihe der analysierten prekaren Begriffe und Konzepte reicht dabei von Winckelmanns Kunst-Emphase in der Mitte des 18. Jahrhunderts und Nietzsches 'Lob der Oberflachlichkeit' bis zu Carl Schmitts Konzept einer intensiven Politik und der modernen Therapieszene. Das Gemeinplatzige des Schmerzes entpuppt sich als produktives Untersuchungsfeld einer Archaologie der Moderne.