ISBN-13: 9783944643007 / Niemiecki / Miękka / 2013 / 136 str.
Bei der Lekture erkennt man rasch: Hier spricht kein Epigone von was auch immer, hier spricht eine autonome, unverwechselbare Stimme, arbeitet mit Formen und Farben und Licht auf eine Weise, die die Postmoderne nicht nur weit hinter sich lasst, sondern ihr, mir, all jenen, die auf diese Mode hereinfielen und -fallen, das Urteil spricht. Es ist vernichtend. Denn postmoderne Beliebigkeit, das scheinbar souverane, in Wahrheit aber puberil-hilflose Spiel mit Stil-, Form-, Klangzitaten, ist dieses Dichters Sache nicht. Thomas Frahms Werk bringt mir vielmehr in Erinnerung, was uber einen anderen Grossen der deutschsprachigen Lyrik geaussert wurde. Joseph von Eichendorff schreibt da, die Gunderode habe uber ihren Freund Brentano gesagt: "Es kommt mir oft vor, als hatte er viele Seelen; wenn ich nun anfange, einer dieser Seelen gut zu sein, da geht sie fort und eine andre tritt an ihre Stelle, die ich nicht kenne, und die ich uberrascht anstarre, und die, statt jener befreundeten, mich nicht zum besten behandelt." Die vielen Seelen des Thomas Frahm bewirken nun mitnichten ein guazzabuglio unterschiedlicher Sicht- und Stilweisen; sie ringen miteinander, kampfen die Sache aus, manchmal bis aufs Blut. Aber immer geht aus diesen Kampfen etwas als Sieger hervor, das daran gar nicht beteiligt schien: Kunst. (Hans-Joachim Griebe, Hrsg