ISBN-13: 9783110462074 / Niemiecki / Twarda / 2016 / 470 str.
"Volk" war einer der meistverwendeten Begriffe in der offentlichen Sprache wahrend des Umbruchs vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Doch welche Ideen verbanden die Sprecher der politischen Milieus von der Sozialdemokratie bis hin zum Nationalliberalismus mit ihm? "Volk" konnte entweder als Gemeinschaft gleichberechtigter Staatsburger ("demos"), als Abstammungsgemeinschaft ("ethnos") oder als minderprivilegierte Schicht ("plebs") verstanden werden. Zudem lie sich "Volk" als pluralistisches oder holistisches Gebilde denken.
Die Sprache von "Volk," "Nation," "Einheit" und "Gemeinschaft" gibt wichtige Aufschlusse daruber, welche Staats- und Gesellschaftskonzepte im diesbezuglich bislang nur wenig erforschten Spektrum der politischen Mitte vorherrschten. Jorn Retterath zeigt, dass es den der Republik nahestehenden Kraften nach der Novemberrevolution 1918 letztlich nicht gelang, eine der pluralistischen Demokratie angemessene Sprache zu etablieren. Stattdessen gewann das Denken in holistischen Kategorien an Einfluss. Den Nationalsozialisten wurde es so erleichtert, sich zunachst vieldeutiger Begriffe wie "Volkswille" und "Volksgemeinschaft" zu bemachtigen.