ISBN-13: 9783531333724 / Niemiecki / Miękka / 2003 / 441 str.
Udo Thiedeke Das Soziale beginnt mit dem Anderen, der uns gegenubertritt, die Vergesellschaftung beginnt jedoch mit der Bildung einer Gruppe. Soziale Gruppen sind grundlegende Erscheinungsformen der Vergesellschaf tung. Ais Mitglieder von Gruppen lernen wir notwendige soziale Spielregeln. In Gruppen erfahren wir UnterstOtzung, Anerkennung und Eingebundenheit, aber auch soziale Einflussnahme, Zwang zur Anpassung und Diskriminierung. Obwohl sich die Impulse der Gruppenbildung, mit dem Wandel gesell schaftlicher Differenzierung, von familial orientierter Gruppierung auf funktions und interessengeleitete Formierungsprozesse verlagert haben, bleibt die Gruppe ein eigenstandiges Aggregat der Vergesellschaftung. Sie grenzt sich gegen ihre Umwelt durch Grenzen der Kommunikation und Handlungen abo Um sich selbst stabilisieren zu konnen, bedarf die soziale Gruppe aber der Nahe ihrer Mitglieder zueinander. Der Vergesellschaftungsprozess in Gruppen, der uberindividuelle Sachverhalte, wie eigene Kommunikationsweisen oder Normen hervorbringt, beruht auf der person lichen Zuwendung der Mitglieder. Der Bestand einer sozialen Gruppe als eigenstandiges Kommunikationssystem ist ohne die zumindest zeitweiligen personlichen face-to-face Begegnungen ihrer Mitglieder nicht aufrechtzuerhalten. Die Gruppe wird durch die unmittel baren, diffusen und zeitlich relativ konstanten, person lichen Kontakte der Grup penmitglieder konstitutiert (vgl. Neidhardt, 1979: 642). Sie ist daher ein uber schaubares, 'kleines' Aggregat. Ihre minimale und maximale GroBe sind von dieser Moglichkeit zur Unmittelbarkeit und person lichen Kenntnis bestimmt."