ISBN-13: 9783656218159 / Niemiecki / Miękka / 2012 / 90 str.
ISBN-13: 9783656218159 / Niemiecki / Miękka / 2012 / 90 str.
Lizentiatsarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: sehr gut, Universitat Zurich, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Alltagsverstandnis vom Verhaltnis zwischen Gewalt und Sprache ist gepragt von zwei Intuitionen, die nur schwer miteinander vereinbar scheinen. Einerseits gelten Sprache und Gewalt als Gegensatz. Sie verhalten sich zueinander wie Zivilisation und Barbarei oder Kultur und Kulturverlust. Sigmund Freud beispielsweise wird das Bonmot zugeschrieben, dass "derjenige, der zum ersten Mal anstelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, ...] der Begrunder der Zivilisation" war (vgl. Schachtele 2009, 233). Sprache gilt gemeinhin als etwas, das der Gewalt entgegengesetzt ist, als ein Medium, den Streit dank des "eigentumlich zwanglosen Zwangs des besseren Arguments" (Habermas 1984, 137) in Konsens zu verwandeln - ohne dass die Faust zum Einsatz kommen musste. Andererseits finden wir uns im Alltag oft genug in Situationen wieder, in denen wir durch Sprache tatsachlich verletzt werden, sodass wir annehmen mussen, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen Sprache und Gewalt besteht. Das Sprechen kann in bestimmten Situationen zu einem Feldzug verkommen, in dem die Zunge zum Schwert wird. Unter gewissen Umstanden konnen mit der Sprache Gewaltakte ausgeubt werden, die mit der Zerstorungskraft von physischer Gewalt vergleichbar sind. In diesem Sinn beinhaltet das Sprechen nicht nur die Moglichkeit, Gewalt anzudrohen, sondern ist selbst eine Form von Gewalt. Die Gewalt ist also nicht stumm und die Sprache nicht gewaltlos, auch wenn sie manchmal die Dynamik der Gewalt zu unterbrechen vermag. Deswegen ist es wichtig, nicht zuletzt um des gewaltfreien Potenzials der Sprache willen, ihre Gewaltsamkeit zu verstehen. In der vorliegenden Arbeit soll darum die Frage im Zentrum stehen, wie mit Sprache Gewalt ausgeubt werden kann. An diesem Kern setzen folgende weiteren Fragen an: Woher kommt die verletzende Kraft im Sprechen? Wie kann Sprache verletzen?