ISBN-13: 9783484523050 / Niemiecki / Twarda / 2003 / 324 str.
Die Untersuchung bezieht zu zwei zentralen Streitpunkten der Skriptaforschung Stellung: zur Frage nach dem Verhaltnis zwischen der geschrieben uberlieferten und der lokal gesprochenen Sprache und zum methodologischen Zugang. Der Verfasser zieht aus der Betrachtung der skriptologischen Methodengeschichte den Schlu, da die Kombinierung quantitativer und qualitativer Ansatze moglich und sinnvoll ist. Er schlagt deshalb eine untersuchungsperspektivische Erweiterung in Anlehnung an die Varietatenlinguistik vor. Der eigens entwickelte "historisch-varietatenlinguistische" Ansatz wird am Beispiel der altfranzosischen Negation und Substantivflexion in 179 luxemburgischen Originalurkunden umgesetzt. Zu den Belegen werden auer- und innersprachliche Informationen zusammengestellt (qualitativer Aspekt). Diese Daten werden so kategorisiert, da sie statistisch ausgewertet werden konnen (quantitativer Aspekt). Es ergibt sich, da die in den Texten nachgewiesene sprachliche Variation nicht allein mit geographischen, sondern auch mit soziokulturellen Faktoren korreliert. Dies hat nicht zuletzt Bedeutung fur einen weiteren Aspekt der franzosischen Sprachgeschichte: Wahrend bisher die Entstehung der neufranzosischen Standardsprache vornehmlich auf diatopischer Basis (Paris) diskutiert wurde, eroffnet der historisch-varietatenlinguistische Ansatz die Moglichkeit, auch die Rolle anderer diasystematischer Faktoren bei der Ausbildung eines sprachlichen Standards empirisch zu untersuchen.