1. Einleitung.- 2. Annäherungen.- 2.1 Stille in der Gegenwartssprache.- 2.2 Zur Etymologie der Worte “still” und “Stille”.- 2.2.1 Vorbemerkungen.- 2.2.2 Form und Verbreitung.- 2.2.3 Die Bedeutungszweige.- 2.2.3.1 “still” im Sinne von “unbewegt”, “in langsamer Bewegung”.- 2.2.3.2 “still” im Sinne von “lautlos”.- 2.2.3.3 “still” im Sinne von “im Stillen”, “heimlich, verborgen”.- 2.3 Rückgang auf den Ursprung — Ausblicke.- 3. Stille in der vorchristlichen Tradition.- 3.1 Die Pythagoreer und die Idee der Ordnung.- 3.2 Piaton.- 3.2.1 Kontemplation als Angleichung an Gott und das Konzept der Philosophenkönige.- 3.2.2 Paidaia als Erziehung zur Stille.- 3.2.3 Vom besseren Leben: Theoretisches Leben — Betrachtendes Leben.- 4. Vita contemplativa im christlichen Raum — Gestaltung einer christlichen Praxis.- 4.1 Vorbemerkungen.- 4.2 Vom Chaos zum Ringen um Strukturen: Die Anachorese.- 4.2.1 Zur Institutionalisierung des Mönchtums.- 4.2.2 Das Ordnen und Ausgrenzen von bedeutungshaltigen Räumen.- 4.2.2.1 Die Wüste als bedeutungshaltiger Raum.- 4.2.2.2 Das Kellion als religiös umfriedeter Raum.- 4.2.2.3 Die Säule als Raum zwischen Himmel und Erde.- 4.2.3 Rhythmisierung des Lebens.- 4.2.4 Soziale Beziehungen.- 4.2.5 Zusammenfassung.- 4.3 Kultivierung des äußeren Erfahrungsraumes — Pachomius: Kompromiß zwischen Anachorese und Zönobitentum.- 4.3.1 Der Ansatz des Pachomius.- 4.3.2 Raum.- 4.3.3 Rhythmisierung des Lebens.- 4.3.3.1 Allgemeine Strukturen.- 4.3.3.2 Tagesablauf.- 4.3.4 Bewegung und Handlungsabläufe.- 4.3.4.1 Ritualisierung der Bewegung.- 4.3.4.2 Askese und Bewegung.- 4.3.4.3 Askese als Stilleübung — Der Alltag als Übung.- 4.3.5 Soziale Beziehungen — Institution “Kloster”.- 4.3.6 Zusammenfassung.- 4.4 Kultivierung des inneren Erfahrungsraumes — Karmel: Ein noch praktiziertes Lebensmodell.- 4.4.1 Vorbemerkungen.- 4.4.2 Schweigen und schweigendes Gebet.- 4.4.2.1 Schweigen.- 4.4.2.2 Gebet als Bildungsmittel.- 4.4.2.3 Bildung und Ästhetische Bildung.- 4.4.3 Zusammenfassung und Resümee.- 4.5 Exkurs: Die Stilleübungen nach Maria Montessori.- 4.5.1 Grundlagen ihrer Pädagogik.- 4.5.1.1 Anthropologische Grundannahmen.- 4.5.1.2 Normalisation und Konzentration.- 4.5.1.3 Die Ordnung.- 4.5.2 Die Stilleübungen.- 4.5.2.1 Das Stilleverständnis Maria Montessoris.- 4.5.2.2 Die Stilleübungen: Erster Annäherungsversuch.- 4.5.2.3 Stilleübungen und die Polarisation der Aufmerksamkeit.- 4.5.2.4 Die Stilleübung als Erhebung: Zweiter Annäherungsversuch.- 4.5.2.5 Der konstituierende Rahmen der stilleorientierten Persönlichkeitsbildung.- 4.5.2.6 Die religiöse Dimension der Stilleübung.- 4.5.2.7 Einordnung.- 5. Stille und Schweigen vor dem Hintergrund der Postmoderne.- 5.1 Die Postmoderne und die Wendung zum ästhetischen Denken.- 5.1.1 Stille und Ästhetik.- 5.1.2 Der postmoderne Leib als Ort der Manifestation von Veränderungen.- 5.1.3 Moderne Formen der Kontemplation.- 5.1.4 Stille in phänomenologischer Sicht.- 5.2 Stille in der Schule.- 5.2.1 Stille und Stilleübungen in der Schule.- 5.2.1.1 Fünf Thesen zur heutigen Praxis der Stilleübung.- 5.2.1.2 Das Primat der Praxis.- 5.2.1.3 Stilleübungen im Sinne von Praxis als angewandte Theorie.- 5.2.1.4 Die Kunst des Unterrichtens.- 5.2.1.4.1 Artikulation des Unterrichts.- 5.2.1.4.2 Zeitgemäße Rekonstruktion der Grundformen des Lehrens.- 5.2.1.4.3 Rhythmisierung des Unterrichts (1): Die humane Schule.- 5.2.1.4.4 Rhythmisierung des Unterrichts (2): Unterricht als gelingendes Schulleben.- 5.2.2 Stille im Rahmen einer Ästhetischen Erziehung.- 5.2.2.1 Die Stille des Kindes.- 5.2.2.2 Stille, Stilleübungen und Askese als ästhetisches Verhalten.- 5.2.2.2.1 Ästhetische Elementarerziehung — Ästhetik von unten.- 5.2.2.2.2 Stilleerfahrung als ästhetische Selbst-Bildung.- 5.2.2.2.3 Stilleerfahrung im Rahmen einer Lebenskunst.- 6. Abschließende Bemerkungen.- 7. Literaturverzeichnis.
Dr. Dietlinde Granzer ist Projektkoordinatorin für die Evaluation der Bildungsstandards Deutsch Primarbereich und Sekundarbereich I am IQB
Die Stille und die Stilleübungen werden als ästhetisch-didaktische Kategorie beschrieben. Dies hat nicht nur Konsequenzen für die Durchführung von Stilleübungen in der Schule, sondern auch für den Unterricht selbst. Ziel der Arbeit ist es, eine Archäologie der ästhetischen Dimension der Stille und der mit ihr in Verbindung gebrachten Lebensweisen vorzulegen und auf ihre schulpraktischen Auswirkungen hin zu reflektieren. Ausgewählte antike vorchristlichen Traditionen, in denen - im Unterschied zum Christentum - die Abkopplung des theoretischen Lebens von den anderen freien Lebensweisen der griechischen Polis noch nicht vollzogen und theoretisch begründet ist, werden untersucht. Dem wird das christliche Verständnis der vita contemplativa gegenübergestellt und die sich entwickelnde Formen von Stilleübungen als Kunst der leiborientierten regelgeleiteten Auslegung der Stille und des Schweigens beschrieben. Die in dieser Tradition entwickelte Form von "Selbst-Bildung" ist für den schulischen Kontext von besonderem Interesse. Allerdings wird sie durch das Verständnis von Praxis als einer angewandten Theorie im Unterricht immer wieder unterlaufen. Eine Alternative zu diesen praxeologisch ausgerichteten Ansätzen stellen Konzepte von Unterricht dar, die nicht die Stilleübung oder ein Entspannungsverfahren in den Vordergrund rückt, sondern selbst kunstförmig ausgerichtet sind. In einem solchen Kontext kann dann der Ort der Selbst-Bildung neu definiert werden sei es im Rahmen einer ästhetischen Elementarerziehung, als ästhetische Selbst-Bildung oder als Kunst des Lebens.