ISBN-13: 9783484181786 / Angielski / Twarda / 2005 / 340 str.
Die systematische Rekonstruktion der poetologischen und literaturkritischen Diskussion zwischen der Revolution von 1848 und der problematischen Moderne des Wilhelminismus stellt das traditionelle Epochenprofil um: Statt des poetischen tritt der programmatische Realismus in den Fokus des Interesses; die Wende zum Realismus erscheint nicht mehr als Ruckzug auf bildungsburgerliche Kompensation, sondern als literaturpolitischer Strategiewechsel, der Parteinahme durch Nationalpadagogik substituiert. Obwohl er sich bis in die achtziger Jahre als offizielle Programmatik des Reiches fuhlen kann, werden die idealistischen Konzepte Hayms, Freytags und Spielhagens bald vom urbanen Liberalismus der Grunderzeitkritiker wie Karl Frenzel und Paul Lindau uberboten, bevor die Literaturkritik des Naturalismus mit Ruckgriff auf jene und polemischer Distanzierung von diesen in schriller Vielstimmigkeit die Moderne proklamiert. Diese Transformation wird vom positivistischen Literaturverstandnis der Scherer-Schuler flankiert: Indem sie Literatur zunachst als Untersuchungsgegenstand begreifen, der in Struktur und medialer Logik zu bestimmen ist, losen sie die asthetische Beurteilung von inhaltlicher Wertung und eroffnen damit den Weg zum formalen Literaturverstandnis der Moderne.