ISBN-13: 9783484150874 / Angielski / Twarda / 1999 / 437 str.
Johanns von Wurzburg "Wilhelm von Osterreich" gehort zu den spathofischen mittelhochdeutschen Romanen, die lange Zeit miverstanden worden sind. Er wird hier erstmals in seinem literarhistorischen Kontext betrachtet, als ein Werk, das an der Schwelle zwischen dem Untergang des hofischen Romans und dem Triumph der didaktischen Kleinepik und Allegorie sowie am Gipfelpunkt der Historisierung hofischer Dichtung steht. Die Verfasserin versteht ihn als ein literarisches Experiment und untersucht, wie Johann in der Motivik, der Erzahlhaltung und der Struktur seines Werks Elemente der Minnerede, des hofischen Romans und der Geschichtsschreibung verbindet und aufeinanderstoen lat, um die Gattungsmischung erkenntlich zu machen. Ein Vergleich mit Ulrichs "Frauendienst," dem "Jungeren Titurel," dem "Reinfrid von Braunschweig" und Wittenwilers "Ring" verdeutlicht schlielich die Einzigartigkeit der Gattungsmischung bei Johann, die uber eine schlichte Integration gattungsfremder Elemente in einen Roman weit hinausgeht: Johann schafft eine neue Romanstruktur, die Lehre und Handlung aufeinander bezieht und der Minnedidaxe wie dem Furstenpreis dient. Den Abschlu der Untersuchung bildet eine Analyse der Rezeption des Werks im 14.-16. Jahrhundert, von der Handschriftentradition uber die Prosaisierung und Hans Sachs' Tragodie bis hin zu Erwahnungen des "Wilhelm" in anderen Werken, v.a. bei Hermann von Sachsenheim. Die Gattungsmischung ist offensichtlich von den fruhen Rezipienten erkannt und z.T. als storend empfunden und bereinigt worden. Im Anhang finden sich die bisher unedierte "Liebesklage" (Brandis 40) und der vollstandige Zyklus der Holzschnitte aus dem Augsburger Prosadruck von 1481.