ISBN-13: 9783484202139 / Niemiecki / Twarda / 2000 / 146 str.
Die kaum 1800 Verse umfassende Geschichte vom Ritter Mauritius von Craun und der Grafin von Beamunt erzahlt die wechselvolle Geschichte der Ritterschaft in Griechenland, Rom und im Frankenreich, wo es unter Karl dem Groen zur Blute gelangte. Mauritius bindet seine ritterlichen Taten an den Lohn einer verheirateten Frau, die sich ihm klandestin verspricht. Der rechtlich ungultige Vertrag scheitert: Mauritius, ermudet von allzu groen Heldentaten, schlaft neben dem uberdimensionierten Bett ein. Die Grafin kundigt den Vertrag, auf dessen Erfullung Mauritius besteht: Blutverschmiert, halb bekleidet, sturzt er wie ein wildes Tier ins eheliche Schlafgemach der Grafin, deren Gemahl angstlich in Ohnmacht fallt und Platz macht fur die Lohnerfullung nach vollbrachter Leistung. Der Beischlaf, rechtlicher Vollzug einer Ehe, bindet hier nicht, sondern trennt die Vertragspartner auf immer. Wahrend Mauritius sich auch weiterhin des offentlichen Ansehens erfreut, bleibt die Grafin vereinsamt zuruck im Bewutsein, falsch gehandelt zu haben. Worin der grundsatzliche Fehler, nicht ihr Fehler, liegt, bleibt unausgesprochen: in der Bindung ritterlicher Leistung an Liebeslohn. Der Vertrag ist unrecht, die ritterlichen Taten sind malos, der Liebeslohn ein Gewaltakt. Der offentliche Beifall gilt einem Rittertum, das seine moralische Berechtigung verloren hat. Die um 1200 entstandene Erzahlung eines rheinfrankisch/mitteldeutschen Autors fut auf einer lateinischen oder altfranzosischen Quelle, die unbekannt ist. Erhalten ist nur ein altfranzosisches Fablel, das den Kern der Erzahlung ahnlich wiedergibt, dem die weltgeschichtliche Einordnung wie der Erzahlskopos fremd sind. Der nur im Ambraser Heldenbuch (Anfang 16. Jahrhundert) tradierte mittelhochdeutsche Text wird in einer moglichst uberlieferungsnahen, aber dem mittelhochdeutschen Lautstand um 1200 angeglichenen Version wiedergegeben, wobei die Abweichungen von der Handschrift ebenso verzeichnet werden wie die abweichenden Lesungen der bisherigen 10 Ausgaben von Mamann, Haupt, Schroder und Pretzel. Das Fablel wird nach der neuesten kritischen Ausgabe abgedruckt und mit einer Ubersetzung ins Neuhochdeutsche versehen.