ISBN-13: 9783531165523 / Niemiecki / Miękka / 2009 / 286 str.
Holger Herma stellt in der vorliegenden Studie einen zweifachen Mythos in Frage: den einen, dass man die Liebe wissenschaftlich nicht erklaren konne; und den an- ren, dass Liebe hochstpersonliche Individualitat reprasentiere und Ausdruck eines authentischen Selbst sei. Gegenuber der ersten Auffassung gibt er zu bedenken, dass die Liebenden selbst uber Vorstellungen von Liebe verfugen, die zwar nicht auf wissenschaftliche Beschreibungen im engeren Sinn zuruckgehen, aber doch auf kulturell geformte Wissensbestande. Der zweiten begegnet er mit seiner eigenen empirischen Studie uber Veranderungen der Liebessemantik, die als Generation- vergleich angelegt ist und somit deutlich machen kann, dass Mitglieder verschie- ner Generationen unterschiedliche Vorstellungen uber die Liebe haben, die mit unterschiedlichen biografischen Mustern der Selbstthematisierung einhergehen. Dabei ist es eine wesentliche Absicht des Autors, nicht nur - wie es meist der Fall ist - die Veranderungen der Liebessemantik im Kontext langfristiger Modernisierun- prozesse zu untersuchen, sondern kurzere Rhythmen des Wandels zu erfassen. Dazu betrachtet er Muster biografischer Konstruktionen, bezogen auf Liebe und In- vidualitat, bei Mannern und Frauen der Geburtsjahrgange zwischen 1940 und 1980 in Westdeutschland, verteilt auf drei Generationen. Historische Bruche und Wen- punkte in den Liebesthematisierungen werden dadurch als generationstypische Muster erkennbar. Der Zusammenhang von Liebe, Selbstreflexion und Generationswandel wurde bisher kaum empirisch erforscht. Holger Herma hat 28 Intensiv-Interviews mit Angehorigen dreier Generationen in Westdeutschland gefuhrt. Neun Fallstudien wurden als Referenzfalle fur eine Typologie ausgewahlt.