ISBN-13: 9789042031517 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 184 str.
ISBN-13: 9789042031517 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 184 str.
Insofern Erziehung auf die Zukunft gerichtet ist, bedarf sie der Hoffnung. Und wer nicht hofft, kann auch nicht erziehen. Doch die nicht selten euphorisch zu nennende Erwartung, dass man von einer wissenschaftlich begrundeten Erziehung auch eine entscheidende Weltverbesserung erhoffen konne, durfte wesentlich eine Erfindung der anhebenden Neuzeit gewesen sein. Die ubliche padagogische Ideengeschichte sieht in Comenius zumeist einen vormodernen Gegenpol zum technisch-zivilisatorischen Denken der Neuzeit - und ubersah damit notwendig wesentliche Kontinuitaten. Denn es war Comenius, der mit seiner pansophischen Systematik zuerst die Hoffnung verband, eine solcherart durchkonstruierte Erziehungsmaschine begrundet zu haben, dass eine wahrhaft pansophisch ausgerichtete Erziehung auch einen unfehlbaren Erziehungserfolg verburgen musse. Ein mentalitatsgeschichtlicher Zugang vermag dabei zu zeigen, wie sich die padagogischen Hoffnungen des Comenius entwickelt und zeitgleich mit der pansophischen Systematik ausgepragt haben. Je durchdachter die Systematik wurde, desto unfehlbarer sollte auch die Erziehung werden. Mit einer vollkommen realisierten pansophischen Erziehung wurden sich also alle Hoffnungen auf eine Weltverbesserung erfullen; alles, was bis dahin zukunftsgerichtete Hoffnung war, wurde also mit der Pampaedia zur erfullten Gegenwart werden. Von der menschlichen resignation der Fruhschriften uber die gott-menschliche cooperatio der pansophischen Programmschriften fuhrt solcherart der Weg zur intendierten omnipotentia des Menschen, an welcher schliesslich auch die Erziehung teilhaben soll. Unter der Rucksicht der longue duree ist Comenius damit nicht nur ein, sondern letztlich der Begrunder der padagogischen Moderne. Seit Comenius produziert wissenschaftlich-systematisches Denken immer neue Erziehungshoffnungen, die sich sodann durch gesellschaftliche Erwartungshaltungen selbstlaufend re-produzieren und die Nachfrage nach padagogischer Wissenschaftlichkeit wiederum steigern. Doch die Welt hat sich bis heute bekanntlich nicht verbessern lassen - trotz einer uber 350 Jahre alten Tradition wissenschaftlich begrundeter Padagogik.