ISBN-13: 9783110527568 / Niemiecki / Twarda / 2017 / 266 str.
Dass Phaedrus insbesondere in den Rahmengedichten seiner fabulae Aesopiae eine komplexe Poetik entwickelt, darf in der Forschung als etabliert gelten. Kaum berucksichtigt wurde bisher, welch zentrale Rolle die Figuren der Fabeln in Phaedrus' Dichtungsprogramm und Selbstinszenierung spielen. So nutzt der Fabeldichter Figuren wie den Gattungsgrunder Aesop, den Esel, den Hund, einen Bauern, aber auch Gotter als Vehikel seiner Selbstdarstellung und weist ihre Ambivalenz als ein poetologisches Strategem aus: Indem sich Phaedrus durch diese Figuren als inkonsistenter Fabeldichter inszeniert, legt er Widerspruchlichkeit und Vielgestaltigkeit als zentrale Elemente seiner Poetik dar. Eine solche poetologische und selbstinszenatorische Dimension der Fabelakteure wird durch das Konzept der Interfiguralitat erklarbar, mit dem sich komplexe Zusammenhange zwischen Figuren und dem auktorialen Ich beschreiben lassen. In den textnahen Interpretationen zeigen sich zudem vielfaltige Bezuge zu Horazens Werk und verdeutlichen, wie Phaedrus die Fabel als selbststandige Gattung in der nachaugusteischen Literaturlandschaft zu etablieren sucht.