ISBN-13: 9783322909374 / Niemiecki / Miękka / 2012 / 590 str.
Die Beurteilung von Auszubildenden in den Betrieben war in den vergangenen Jahren haufig Gegenstand teilweise heftiger Kritik der Gewerkschaften. Insbesondere die Beur teilung von Verhaltensweisen und Personlichkeitsmerkmalen wurde abgelehnt und eine Beschrankung auf fachliche Inhalte gefordert, die direkt aus der Ausbildungsordnung ab geleitet werden konnen. Jede daruber hinausgehende Beurteilung, ob sie nun im Rahmen der Bewerberauswahl stattfand oder zur Beurteilung des Ausbildungserfolgs durchge fuhrt wurde, wurde und wird auch heute zumeist noch abgelehnt. Gelegentlich hat man jedoch den Eindruck, dass sich die Situation etwas entscharft hat, wie die weiter unten dargestellten Beispiele aus der Praxis betrieblicher Beurteilungen zeigen. Dazu tragt si cherlich auch eine verstarkte Ausrichtung auf Ausbildungsmethoden bei, in denen Merk male wie Selbstandigkeit, Sozialverstandigkeit oder Teamverhalten eine besondere Be deutung haben. Zu verzeichnen ist ausserdem eine Wandlung in der Rolle des Ausbilders, die mit dem Stichwort "Lernberater" nur angedeutet sei. Ein auf partnerschaftliches Ver halten ausgerichtetes Ausbildungsgeschehen liefert schliesslich die Grundlage fur ein Vertrauensverhaltnis zwischen Ausbilder und Auszubildenden, das wiederum Vorausset zung fur ein auf konstruktive Kritik ausgerichtetes Beurteilungsverfahren ist. Die Arbeit geber der Wirtschaft begrussen diese Entwicklung. 2. Die Mehrdimensionalitat beruflicher Qualifikationen Berufliche Qualifikation ist mehr als die Beherrschung fachlicher Anforderungen und der in Ausbildungsordnung und Rahmenlehrplan beschriebenen Fertigkeiten und Kennt nisse. Dass dies heute weitgehend wieder Allgemeingut ist, ist Resultat einer langjahrigen berufspadagogischen und bildungspolitischen Diskussion des Qualifikationsbegriffs und der Ziele von Berufsausbil