ISBN-13: 9783531164410 / Niemiecki / Miękka / 2009 / 262 str.
Gymnasiale Bildung zwischen Kompetenzorientierung und Kulturarbeit - der Titel deutet an, dass eine Verortung des Bildungsauftrags des Gymnasiums angesichts aktueller gesellschaftlicher wie globaler Herausforderungen ansteht. Die Diskussion bewegt sich derzeit zwischen stoffbasierten Lehrplanen und kompetenzorientierten B- dungsstandards, zwischen individueller Forderung und Vergleichbarkeit sowie zwischen dem Erwerb fachlicher Basics fur Studium und Beruf und der Pers- lichkeitsentwicklung von Heranwachsenden. Ein Blick zuruck zu den Anfangen gymnasialer Bildung soll der Klarung der Frage nach den Gegenwarts- und - kunftsaufgaben des Gymnasiums dienen. Die Formen des hoheren Schulwesens, die seit Wilhelm von Humboldt als Gymnasium im heutigen Sinne bezeichnet werden, haben eine wechselvolle - schichte erfahren. Seit Einfuhrung des ersten Abiturientenexamens 1788 - und 1834 als Abitur dann fur alle Studierwilligen verpflichtend - unterliegt das Gym- sium einem standigen zeitgeschichtlichen Wandel als Reaktion auf neue gese- schaftliche Bedurfnisse. So spielt das Gymnasium Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in der Uberwindung des feudalen Absolutismus eine magebliche Rolle. Im Sinne der Aufklarung sollte hohere Bildung als Zugang zu gesellschaft- chen Schlusselpositionen kein Standesprivileg mehr sein, das mit der Geburt - worben wird, sondern jedem Staatsburger offenstehen. War dieses Recht zunachst der mannlichen Bevolkerung vorbehalten, wurde es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch dem weiblichen Geschlecht zugestanden. Seit 1908 konnten junge Frauen in Preuen durch den Besuch des Lyzeums, wie die hohere Madchenschule damals hie, ein Hochschulstudium aufnehmen. Faktisch blieb das Grundrecht auf hohere Bildung, ob fur Manner oder Frauen, allerdings lange Zeit der gesellschaftlichen Oberschicht vorbehalten.