ISBN-13: 9783476006523 / Niemiecki / Miękka / 1989 / 259 str.
ISBN-13: 9783476006523 / Niemiecki / Miękka / 1989 / 259 str.
In der deutschen Literatur der letzten zwanzig Jahre sind die asthetischen Diskurse zu weiten Teilen Texte uber Krankheit/en. Seit den neusubjektiven 70er Jahren und noch in der postmodernen Subjekt-, Vernunft- und Zivilisationskritik der 80er Jahre zeigt die literarische Intelligenz auffalliges Interesse an medizininischen, insbesondere psychopathologischen Themen und Motiven. Was Susan Sontag in ihrem Essay Krankheit als Metapher an moralisierenden und psychologisierenden Verwendungen medizinischer Begriffe kritisierte, ist in der Gegenwartsliteratur ein universales Phanomen. Das Buch von Thomas Anz rekonstruiert einige Regeln, denen intellektuelle Diskurse uber Gesundheit und Krankheit gegenwartig folgen, verweist in etlichen Fallen aber auch auf Regelwidrigkeiten. Texte u.a. folgender Autoren werden behandelt: Thomas Bernhard, Peter Schneider, Karin Struck, Martin Walser, Botho Strau, Peter Handke, Heiner Kipphardt, Maria Erlenberger, Fritz Zorn, Christa Wolf, Franz Fuhmann, Gunther Kunert, Gerhard Roth, Jurek Becker, Hermann Burger, Peter Sloterdijk, Rainald Goetz. Das Buch geht auch auf solche Schriften (etwa von Foucault, Deleuze/Guattari, Elias, Duerr) und Debatten (uber Anti-Psychiatrie, Feminismus, Postmoderne) ein, von denen sich die Literatur nachhaltig beruhrt zeigte. Dabei wird deutlich, da die Kritiker asthetischer und moralischer Normen aus der Tradition der Aufklarung zur Durchsetzung einer Gegenmoral die medizinischen Argumentationsformen der Gegner mit nur geringfugigen Modifikationen ubernehmen.