ISBN-13: 9783531153469 / Niemiecki / Miękka / 2007 / 332 str.
Dass sich die Schule als gesellschaftliche Institution zwischen den beiden Polen des Forderns und Auslesens bewegt, gehort zum tradierten Wissenskorpus von Bildungssoziologie und Schulforschung. Diese strukturfunktionalistisch inspirierte Sichtweise hat zudem langst in Alltagstheorien diffundiert und findet 1 sich auch in Schriften fur die Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung wieder. Die Schule dies die Auffassung hat nicht allein den padagogischen Auftrag, jede Schulerin und jeden Schuler individuell zu fordern, sie ist auch dem Prinzip der Auslese verpflichtet. So nuchtern und einfach sich diese doppelte Aufgabe - schreiben lasst, so heftig sind die Kontroversen, die das Begriffspaar Fordern und Auslesen beziehungsweise die politischen Vorstellungen, die sich damit verbinden, in der Offentlichkeit ausgelost haben. Wie die Geschichte der Bildungspolitik deutlich macht, kreisen die Diskuss- nen uber die Gestaltung des Bildungswesens, vor allem auch der Volksschule, immer wieder um die Frage, ob genug und richtig gefordert beziehungsweise ob genug (oder allenfalls: zu viel) und richtig selegiert wird. Die in der A- bruchstimmung der 1960er und 1970er Jahre ausgelosten Debatten waren von der Irritation gespeist, dass die schulische Praxis dem Selbstverstandnis der modernen Gesellschaft widerspreche, wonach alle Menschen dieselben B- dungschancen haben und soziale Ungleichheit durch die Schule abgebaut wird."