ISBN-13: 9783486565652 / Niemiecki / Twarda / 2001 / 278 str.
Auch der Umgang der Historiker mit der deutschen Reformation des fruhen 16. Jahrhunderts kennt Konjunkturen. Aus dem Tal des Desinteresses, in das die Forschung sie zwischen 1918 und 1960 hat fallen lassen, ist sie strahlend wieder auferstanden. Langst nicht mehr das epochemachende Ereignis in der Geschichte der deutschen Nation, als das Ranke sie ein- und zugeordnet hatte, wird die Reformation heute zwischen Spatmittelalter und Fruhmoderne verortet und bewusst in das europaische Beziehungsgeflecht eingebunden. Nichtsdestoweniger folgen die Beitrage des vorliegenden Bandes unterschiedlichen Deutungsansatzen, interpretieren die Reformation des 16. Jahrhunderts aus dem Geist des 14. und vor allem des langen 15. Jahrhunderts, setzen sie in Bezug zum Wandel furstlicher Herrschaft und der Entwicklung kommunaler Eigenstandigkeiten, der Krise burgerlichen Wertedenkens und wirtschaftlicher Umbruche. Theologische Neubestimmungen und kirchliche Verfallserscheinungen werden vor dem Hintergrund einer langfristigen individuellen und kollektiven Emanzipation diskutiert - wobei mit der Betonung eines derartigen prozessualen historischen Kontinuums eine Anderung der Sprachregelung einhergeht, die die Reformation zu einer Reformation werden lasst. "