ISBN-13: 9783638689021 / Niemiecki / Miękka / 2007 / 64 str.
ISBN-13: 9783638689021 / Niemiecki / Miękka / 2007 / 64 str.
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Altere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,75, Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Hauptseminar, 29 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Vor dem Hintergrund der Frage, in welcher Form sich die Aufklarung mit Wissensbestanden der vorangegangenen Jahrhunderte auseinandergesetzt hat, soll am Beispiel des von Johann Jacob Bodmer wiederentdeckten und in mehreren Auszugen edierten Nibelungenliedes gezeigt werden, welchen Weg das von den Schweizern ausgehende Interesse fur die mittelalterliche Literatur genommen hat und wie diese Entwicklung nicht dem ursprunglichen Verstandnis der Aufklarung folgt, die sich in der Kontinuitat des Humanismus und damit auch der franzosischen Klassik sieht, sondern durch die Hinwendung zur zeitgenossischen englischen Literatur eine Neubewertung des Mittelalters begrundet, die die im Humanismus verankerte Ablehnung gerade dieses Zeitalters aufhebt. Stand die Aufklarung zunachst in der Kontinuitat des Humanismus und damit auch des Klassizismus, was per definitionem einen Ausschluss des Mittelalters mit sich brachte, begrundeten die Schweizer, allen voran Bodmer und Breitinger, eine Umorientierung hin zum "dem Anderen," von der franzosischen zur englischen Literatur und damit den Beginn einer Historisierung, die einerseits die Werte erkennt, die den alten Texten innewohnen, sich andererseits aber auch nicht scheut, genau diese alten Texte den zeitgenossischen Normativen zu unterwerfen und durch massive Eingriffe anzupassen. Eine historische Perspektive, wie sie von Thomas Blackwell formuliert und von Bodmer rezipiert wird, macht die Rezeption des Mittelalters uberhaupt erst moglich und ebnet den Weg fur die gegen Ende des 18. Jahrhunderts einsetzende romantische Bewegung, die genau das postuliert, was auch Bodmers Anliegen war: die Suche nach den eigenen Wurzeln in Kunst und Literatur des Mittelalters.