ISBN-13: 9783531136875 / Niemiecki / Miękka / 2002 / 367 str.
Dass Geld nicht nur Trager von "Kaufkraft" ist, sondern seinem Besitzer Macht verleiht, ja, dass es sich seines Willens und seiner Seele selbst bemachtigt, war zu allen Zeiten ein zentrales Thema der schonen Literatur. Fur Shakespeare war Geld das "starkste Gift," fur George Bernhard Shaw "das Allerwichtigste auf der Welt," fur Robert Musil "das Mass aller Dinge" (Weimer 1994). Die Aufmerksamkeit, die das Thema Geld in der Poesie immer genossen hat, hat in der Wissenschaft freilich bis heute nur wenig Widerhall gefunden. Fur die Soziologie beschreibt Ganssmann (1996, S. 17) die Situation treffend wie folgt: "Weil es als normal gilt, dass fast das ganze soziale Leben am Tropf des Geldes hangt, richtet sich die soziologische Aufmerksamkeit kaum auf diese Normalitat, eher auf verbliebene nicht-monetarisierte Bereiche, etwa die zarten Pflanzchen der Lebenswelt, oder die schon seit Beginn der modernen Gesellschaft bedrohten, 'letzten' moralischen Ressourcen." Auf die Frage nach dem Geld pflege der Soziologe zu antworten: "Dafur bin ich nicht zustandig. Der Kollege von nebenan kommt gleich." Aber, so stellt sich bald heraus: Auch der "Kollege von nebenan," namlich der Okonom, weiss zum Geld nicht allzu viel zu sagen. Die Wirtschaftstheorie betrachtet das Geld als Wertmass und Tauschmittel. Man geht von der Vorstellung eines "realen" Tausches von Gutern gegen Guter aus, der - im Gleichgewicht - zu einer bestimmten Struktur der geldlos gedachten relativen Preise fuhrt. Das Geld wird erst im zweiten Schritt eingefuhrt: als eine "Notlosung" (Aglietta 1993, S."