ISBN-13: 9783050049038 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 267 str.
Das Interesse am Thema Bildersturm hat sich in den letzten Jahrzehnten mageblich verschoben. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass es sich bei ikonoklastischen Handlungen nicht allein um destruktive, bildausloschende Praktiken handeln kann. Vielmehr wird der produktive oder schopferische Charakter dieser zerstorerischen Rezeption von Werken der Bildenden Kunst bis in die jungste Gegenwart hinein erkannt und immer genauer erfasst: von der damnatio memoriae, also der Ausloschung des bildlichen Andenkens an eine heilige oder profane Person, uber Kunstraub nicht nur als Demutigung eines Kriegsgegners, sondern auch als eine Umwidmung bildkunstlerischer Werke zu bestandigen Zeichen der Uberlegenheit bis hin zu Transformationsprozessen und Funktionsveranderungen, wie sie sich etwa aus einer planmaigen Musealisierung oder Uberbauung und Umformung politisch oder religios unliebsam gewordener Bauwerke ergeben konnen. Auch die moderne und zeitgenossische Kunst hat in entscheidendem Ma dazu beigetragen, Beschadigung, Vernichtung oder Deformierung nicht nur als destruktiven, sondern immer auch als konstruktiven, kreativen und performativen Akt eigener asthetischer, politisch-gesellschaftlicher und weltanschaulicher Dimension ernst- und wahrzunehmen. Exemplarisch stellt der vorliegende Band der Schriftenreihe des am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universitat Hamburg angesiedelten Internationalen Warburg-Kollegs diese doppelte Neuausrichtung der Forschung zu zerstorter und zerstorender Kunst vor. Sein Titel verweist bereits auf die thematische Bandbreite und den weitgefassten Zeitrahmen der in ihm versammelten Aufsatze, die allesamt ein zentrales methodologischen Anliegen verfolgen, namlich eine prazise und differenzierte Bestimmung des Phanomens Ikonoklasmus in Vergangenheit und Gegenwart.