ISBN-13: 9783484660304 / Angielski / Twarda / 1999 / 231 str.
Der Chor war zentrales Element des antiken Theaters. In der Neuzeit stellte er fur Dichter, Theatermacher und Publikum meist ein groes Hindernis bei der Rezeption antiker Stucke dar. Im Sprechtheater des 20. Jahrhunderts fand dieses fremde Theatermittel jedoch verstarkte Aufmerksamkeit. In der vorliegenden Arbeit werden Probleme und Chancen des Chorgebrauchs in der Theaterpraxis des 20. Jahrhunderts erortert. Ausgehend von einer formalen Definition des Chores in der griechischen Tragodie und Komodie und nach einem Uberblick uber den Umgang mit dem Chor im Theater der Neuzeit, wird in acht Kapiteln, in deren Mitte jeweils eine Inszenierung oder ein Drama stehen, eine Typologie des Theaterchores im zu Ende gehenden Jahrhundert entworfen - im Zentrum steht dabei das deutsche Theater. So behandelt der Autor am Beispiel Max Reinhardts den inzwischen hochst problematischen Massenchor, anhand von Vsevolod Meyerholds Inszenierung von Gogols Revisor erortert er den komischen Chor, Peter Weiss' Marat/Sade-Drama wird als wichtiges Beispiel fur einen spielerisch eingesetzten Chor verstanden. Im Theater der Gegenwart spielen, so die Beobachtung, der Chor bzw. chorische Formen bei Frank Castorf, Einar Schleef oder Christoph Marthaler eine zentrale und doch jeweils ganz unterschiedliche Rolle. Insgesamt zeigt sich, da der Chor ein lebendiges, gegenwartiges Theater auf vielfaltige Weise zu bereichern vermag. Dabei stellen gelungene Chore in Antikeninszenierungen weiterhin eher die Ausnahme dar. Gerade im Theater der 90er Jahre, beginnend jedoch schon bei Brechts flexiblem Umgang mit dem Chor, gibt es vielfaltige Chorformen, die inhaltlich haufig in keiner Verbindung zur Antike mehr stehen.