ISBN-13: 9783656455035 / Niemiecki / Miękka / 2013 / 28 str.
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universitat Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Nacht vom 22. auf den 23. September 1912 schloss Franz Kafka seine Erzahlung Das Urteil ab. In der Erstausgabe findet sich die Widmung "Fur Fraulein Felice B." Es scheint, er verarbeite darin die Beziehung zu ihr, so schreibt er Felice ein Jahr spater: "Findest Du im Urteil irgendeinen Sinn ... Ich finde ihn nicht und kann auch nichts darin erklaren." An seine Bekannte Milena wendet er sich ein Jahrzehnt spater mit den Worten: "In jener Geschichte hangt jeder Satz, jedes Wort, jede - wenn's erlaubt ist - Musik mit der Angst zusammen, damals brach die Wunde das erste Mal auf in einer langen Nacht." An dieser Stelle kommt die Frage auf, ob er mit der erwahnten Angst die Angst vor seinem Vater meint. Dieser Aufsatz beschaftigt sich jedoch nicht mit den Beweggrunden der Entstehung dieser Erzahlung, sondern interpretiert diese unter besonderer Rucksichtnahme auf den Konflikt mit dem Vater, der unubersehbar das Thema im Urteil ist. Die Problematik ist insoweit von Interesse, da Kafka selbst erhebliche Probleme mit seinem Vater hatte. Einige Parallelen zwischen seiner Biographie und Georgs Verhaltnis zum Vater werden wahrend der Interpretation hervorgehoben. Dass das Vater-Sohn-Motiv im Urteil ausschlaggebend ist, sieht man an seiner geplanten Veroffentlichung der Erzahlungen Das Urteil, Die Verwandlung und Der Heizer in einem Band, mit dem Titel Die Sohne. Besonders das Motiv der Strafe bzw. der Verurteilung ist eng mit dem Vater-Sohn-Motiv verbunden. Weiterhin ist jenen Texten gemeinsam, dass sich ihre Helden nicht oder nicht zureichend mit ihrer Umgebung verstandigen konnen. Im Urteil kommt dieser Aspekt durch die nicht vorhandene Kommunikation zwischen Georg und seinem Vater sowie seinem russischen Freund zum Tragen.