ISBN-13: 9783484660113 / Angielski / Twarda / 1995 / 339 str.
Die Forschungsrichtung der literarischen Anthropologie hat sich bislang auf die Liaison psychologischer Menschenkunde mit der Poetik der inneren Geschichte in Roman und Autobiographie konzentriert. Die vorliegende Arbeit erganzt diese Tradition um eine neu begrundete anthropologische Dramaturgie, Histrionik und Theaterhermeneutik. Korpersprache als ein mit den Worten konkurrierendes Ausdruckssystem wird zunachst historisch aus den Disziplinen der Rhetorik (actio-Lehre), der prudentistischen Verhaltenslehre (Kunst der Verstellung und Dechiffrierung), der philosophisch-medizinischen Anthropologie (Wechselwirkung zwischen Seele und Korper) sowie Theorien der Schauspielkunst (Naturwahrheit aufgrund psychologischer Menschenkenntnis) entwickelt. Dabei zeigt sich, da die neue Psychologie der 'philosophischen Arzte' in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts zunehmend von Schauspiellehrern aufgegriffen und praktisch angewendet wird. Entsprechend zielt die Studie im zweiten Teil auf die Ausdruckspsychologie von Mienen und Gebarden als Bindeglied zwischen der dichterischen Gestaltung und der Theaterauffuhrung. Dies geschieht im Anschlu an die quellenorientierte Konzeptgeschichte in sechs exemplarischen Interpretationen von Dramen Gerstenbergs, Ifflands, Klingers, Kotzebues, Lessings und Schillers. Hier wird eine Hermeneutik der Korpersprache erprobt, die den meist auf Texte fixierten Blick der Literaturwissenschaftler um die Perspektive der Theaterzuschauer erweitert. Denn erst durch Einbeziehung der historisch rekonstruierten oder durch Leser imaginierten Reprasentation auf der Buhne entfalten die vorgestellten Stucke - wie die meisten Dramen uberhaupt - ihre eigentumliche kunstlerische Qualitat und Bedeutung.