ISBN-13: 9783110202267 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 570 str.
Wilhelm Dilthey eroffnete der Biographieforschung bei aller Skepsis gegenuber ihrer Fahigkeit zu wissenschaftlicher Erkenntnis geradezu einen Konigsweg zu einer Konigsdisziplin. Seine Frage - "Das Individuum ist nur der Kreuzungspunkt fur Kultursysteme, Organisationen, in die sein Dasein verwoben ist: wie konnten sie aus ihm verstanden werden?"- fuhrt ins Zentrum gegenwartiger Debatten. Der Band bundelt und reflektiert erstmals die fur eine Theorie der Biographie entscheidenden Fragen: Es geht um die Spannung zwischen biographischer Evidenz und Konstruktion, um die gleichzeitige An- und Abwesenheit des erinnerten, beschriebenen, begehrten oder erforschten Objekts. Die Kapitel thematisieren das Verhaltnis zwischen Biographie und Geschlecht, Biographie und Medialitat, Biographie und Gesellschaft. Kulturell gepragte Vorstellungen von Entwicklung und Ganzheit motivieren biographische Erzahlungen, und sie sind an der Konstruktion jenes Rahmens beteiligt, in dem die "eigene Biographie" ihre lebenspraktische Bedeutung gewinnt. Zwischen dem Druck der sozialen Wirklichkeit und der Herstellung von Identitat im Sprechen, Handeln und Schreiben, im gestischen, stimmlichen und physiognomischen Ausdruck entsteht ein Spielraum des Biographischen, der von den Wissenschaften ausgemessen und von der Kunst erweitert wird.