Kairos, bei den Griechen der Gott des günstigen Augenblicks, balanciert auf des Messers Schneide: Er verkörpert jene ambivalente Macht, die den Menschen zur autonomen Gestaltung seiner Zeit herausfordert und sich ihm zugleich - als ein Göttlich-Unverfügbares - entzieht. Dieses Paradoxon einer theonomen Autonomie erfuhr in den Modernitätskrisen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, am Kreuzweg von 'Gott-ist-tot' und Übermensch, eine eigentümliche Renaissance. Zumal die Werkgeschichte Rilkes dokumentiert den bisweilen verzweifelten Versuch, Kairos, den göttlich scheinenden Geistesblitz,...
Kairos, bei den Griechen der Gott des günstigen Augenblicks, balanciert auf des Messers Schneide: Er verkörpert jene ambivalente Macht, die den Mens...