n einer Erinnerung beschreibt Aichinger den dunkelblauen Matrosenmantel ihrer Schuluniform von Ende der 1930er Jahre: »Unverständlich war (...), daß mir das Verschwinden in dem schweren schönen Mantel leichter möglich schien. Ihm und seinen sechs glänzenden Knöpfen verdanke ich sicher auch die frühe Neigung zur Seefahrt, zum Atlantik und anderen nördlichen Meeren.« Wie ein roter Faden zieht sich die Hochsee durch Ilse Aichingers Werk, stellt Spielraum der Sprache und imaginierte Reisefreiheit in erschütternde Nähe zur drohenden Vernichtung durch die Nationalsozialisten. Begleitend...
n einer Erinnerung beschreibt Aichinger den dunkelblauen Matrosenmantel ihrer Schuluniform von Ende der 1930er Jahre: »Unverständlich war (...), daÃ...
»Nirgends wirkt Sprachkunst exotischer, zugleich anregender auf mich als im Werk von Miron Bialoszewski. Der ausgewiesene Sonderling der polnischen Nachkriegsliteratur und Guru einer ganzen Generation linguistisch orientierter Dichter betritt die schmale Buchstabenbühne gern in Gestalt vielfältiger Verwandlungen. Dabei verwortspielt er nicht selten die eigene namentliche Existenz. Mal stellt er sich als verkappter Märtyrer der Poesie dar, um als monosyllabisches Phantom seiner selbst und bis zur Wortsinnlosigkeit zerkasteiter 'yen' sogleich wieder abzutreten, ein andermal entlarvt er sich...
»Nirgends wirkt Sprachkunst exotischer, zugleich anregender auf mich als im Werk von Miron Bialoszewski. Der ausgewiesene Sonderling der polnischen N...
»Die Gedichte von Rainer Maria Rilke sind sprachliche Tonkunst. Doch hat ihre Musikalität zugleich eine Eigenart, die ich so von keinem anderen Dichter kenne: Sie ist verwoben in dichte Bilderfolgen, und so beginnt sich das Sichtbare mit den Klängen zu regen und zu bewegen, und Rilkes Verse werden zu Tänzen. Sie erinnern aus der Ferne des zwanzigsten Jahrhunderts die archaische Einheit, die mit dem griechischen choros im kultischen Theater gemeint war. Der Chor sang und sprach und kreiste in Reigen in eins auf der Bühne. Rilkes Versfüße tanzen in den freien Metren geschmeidig und...
»Die Gedichte von Rainer Maria Rilke sind sprachliche Tonkunst. Doch hat ihre Musikalität zugleich eine Eigenart, die ich so von keinem anderen Dich...
"Die Gedichte Adam Zagajewskis sind beweglich wie Türangeln. Aus dem Alltäglichen heraus eröffnen sie neue Räume, die unsere Ängste und Hoffnungen wie in einer anderen Dimension spiegeln. Immer kann da mehr sein: Es sind Möglichkeitsräume, Räume voller Sinnlichkeit, Mystik, Geschichte. Erfasst werden sie durch einen zärtlichen Blick auf das, was wir nicht sehen wollen oder können, im Vorbeigehen eröffnet, als hätte die Oberfläche der Welt mit einem Mal einen kleinen Riss, durch den Licht eindringt. Halten wir inne. Bleiben wir mit Adam Zagajewski noch einen Moment in diesem...
"Die Gedichte Adam Zagajewskis sind beweglich wie Türangeln. Aus dem Alltäglichen heraus eröffnen sie neue Räume, die unsere Ängste und Hoffnunge...