ISBN-13: 9783658128951 / Niemiecki / Miękka / 2016 / 437 str.
Die bis in unsere Gegenwart hineinreichende Gewissheit, dass es sich bei asthetischer Praxis um die Praxis von Kunstlern und die Wahrnehmung von Kunst durch ein Publikum handeln musse, ist bruchig geworden. Eine Reihe von Indizien legen den Schluss nahe, dass der Bereich asthetischer Praktiken und das Kunstfeld in der Gesellschaft eine nur noch partiale Deckung aufweisen. Beispiele fur asthetische Praktiken finden sich in der Mode, der Werbung und dem Design ebenso wie in den neuen Medien sowie in der Musik- und Videospielindustrie. Aber auch Kosmetik-Ketten und Parfumerien, Schonheitschirurgen, Tatowierungsshops, Buros fur Inneneinrichtung- und Landschaftsarchitektur, Blumenladen sowie Wellnessbetriebe annoncieren ihre Produkte und Dienstleistungen als asthetisch. Angesichts des sowohl rasant steigenden Gebrauchs des Adjektivs "asthetisch" in der alltaglichen Lebenspraxis als auch des vermehrten wissenschaftlichen Bedurfnisses, das "Asthetische" an (bis dato) unverdachtigen Stellen in der Gesellschaft nachzuweisen, sind die Beitrage dieses Bandes entlang einer Leitfragestellung organisiert: Soll man das verstarkte Aufkommen asthetischer Praktiken in der Gesellschaft in einer eher kulturwissenschaftlichen und -soziologischen Perspektive verstehen und also als eine "Selbstentgrenzung der Kunste"? Oder zieht man dazu besser eine zwar nur auerst selten gebrauchte, nichtsdestotrotz ebenso einpragsame wie aufschlussreiche Formel Adornos heran und begreift die Asthetisierung der Gesellschaft als eine "Entkunstung der Kunst"?