ISBN-13: 9783531154121 / Niemiecki / Miękka / 2007 / 458 str.
Die Frage, in welcher Gesellschaft wir denn eigentlich leben (Pongs 2003), ist sicherlich jene, die am haufigsten an die Soziologie gerichtet wird. Zumeist wird dann eine profunde Diagnose uber jene gesellschaftlichen Dynamiken erwartet (und auch geliefert), die den Haupt-Trend markieren und der Gesellschaft ihren Stempel aufdrucken: Risikogesellschaft (Ulrich Beck), Erlebnisgesellschaft (G- hard Schulze), Kommunikationsgesellschaft (Richard Munch), Flussige Gese- schaft (Zygmunt Bauman), McDonaldisierte Gesellschaft (George Ritzer), M- tioptionsgesellschaft (Peter Gross) um nur einige zu nennen. Diesen Diagnosen ist gemein, dass sie Lesarten des Heute und Morgen (Schimank 2000) anbieten, die in der Regel (mit Ausnahme vielleicht der Ri- kogesellschaft) nicht von gesellschaftlichen Problemlagen, sondern von mehr oder weniger neutralen strukturellen Merkmalen bzw. von bestimmten allgem- nen Handlungsorientierungen ausgehen. Probleme erscheinen dann hochstens in zweiter Instanz als Konsequenz dieser Merkmale und Handlungsorientierungen, etwa wenn aus der Struktur der kommunikativen Verflechtung sozialer Systeme, aus der epidemisch sich ausbreitenden Durchrationalisierung der Gesellschaft, oder aus der zunehmenden Erlebnisorientierung Probleme wie politische Ste- rungsschwierigkeiten, Entfremdungsvorgange oder soziale Integrationsmangel gefolgert werden. Man konnte somit, zugegebenermassen etwas uberspitzt, fur das Genre der soziologischen Gegenwartsdiagnose festhalten, dass die immer wieder mal anzutreffende Forderung nach einer problemorientierten Soziologie einer Soziologie, die von Problemen ausgeht nicht erfullt ist, obwohl man sicherlich plausiblerweise annehmen darf, dass gerade Probleme Gesellschaf- motoren sind, sofern sie zur Dauerbearbeitung zwingen. Allerdings existieren naturlich gesellschaftlich relevante Probleme: Neben Finanzkrisen, Kriegen, Umweltzerstorungen, Versorgungsungleichheiten usw."