ISBN-13: 9783110225556 / Niemiecki / Twarda / 2011 / 499 str.
Der interdisziplinare Band widmet sich dem Verhaltnis von Scham und Schamlosigkeit in Literatur und Geschichte, Kunst und Theater der Vormoderne. Obwohl die beiden Phanomene kategorial unterschiedlich gelagert sind, lassen sie sich im Rahmen eines handlungsorientierten Ansatzes produktiv miteinander verbinden, um als Auffuhrungsformen der Grenzverletzung untersucht zu werden. Im Mittelpunkt steht die Frage danach, wie im Prozess der sozialen Kommunikation ein kommunikativer Vorgang als Grenzverletzung markiert wird. Wahrend die Scham korperlich sichtbar macht, was das Subjekt verbergen will, erscheint die Schamlosigkeit als ostentatives Verhalten. Das Verhaltnis von Scham und Schamlosigkeit lasst sich daher als Zusammenspiel von dissimulativen und ostentativen Auffuhrungsstrategien betrachten, welches die Grenzverletzung performativ konstituiert. Der Band zielt insbesondere auf vormoderne Zusammenhange, da hier in der offentlichen Verhandlung von Norm- und Verhaltensgrenzen noch keine strikte Trennung zwischen normativen Diskursen und institutionalisierten Rechtsverfahren einerseits und unterschiedlichen rituellen Auerungen und spontanen face-to-face Interaktionen andererseits herrscht.