ISBN-13: 9783531115900 / Niemiecki / Miękka / 1981 / 244 str.
Terroristisches Verhalten ist statistisch gesehen unwahrscheinliches Verhalten. Da mit tritt es aber zugleich aus dem Verstandnishorizont heraus, aus dem die meisten Beobachter ihr eigenes Verhalten und das anderer Menschen interpretieren. So wir ken die terroristischen Aktionen als doppeltes Argernis. Die Effekte sind dramatisch, und die Motive bleiben unverstandlich. Ein Verhalten jenseits unserer Interpreta tionsmoglichkeiten bezeichnen wir gern als verruckt, als pathologisch, damit sind in dessen keine Diagnosen, sondern nur Verstandnisgrenzen gekennzeichnet. Gerade extremes, unwahrscheinliches, einem breiten Verstandniskonsens entrucktes Han deln muss ausserordentlich pragnanten Ordnungsprinzipien unterliegen, wenn es sich uberhaupt ereignen soll. Das von aussen unverstandlich Wirkende ist im Bewusstsein des Akteurs nicht nur uberzeugendes, sondern auch folgerichtiges Handeln, zu dem es fur ihn keine sinnvolle Alternative gibt. Terroristisches Handeln ist nur moglich, wenn wir in ihm alles vorfinden, was zu einer funktionierenden sozialen Organisation gehort: Ziele, ein geistiges Konzept, das sowohl die Selbst- als auch die Umweltdefinition enthalt, Interaktionspartner, Mittel, Erfolgserwartungen und fur den einzelnen eine akzeptable Rolle. Bis es zu ei ner solchen Organisation kommt, braucht es Zeit. Terrorist wird niemand uber Nacht. Die Voraussetzung jeder Alternativkultur, also auch der politischen Alterna tivkultur des Terrorismus, ist die Problematisierung, die Lockerung und schliesslich die negative Besetzung bisheriger Bindungen. Jede neue Organisation setzt also Ablosungsprozesse voraus. Diese Ablosungsprozesse sind zunachst nicht freiwillig, weder gesucht noch gezielt."