Emma Crummenerl, geboren am 27. Februar 1875, ist erst fünf Jahre alt, als die Familie vom Geburtsort Lüdenscheid nach Breslau zieht. Noch während der Volksschulzeit stirbt der Vater. Die Mutter kehrt mit ihren beiden Kindern zurück ins Sauerland, wo sie zunächst in der Fabrik den Lebensunterhalt für sich und die Kinder sichert. Der "Lüdenscheider General-Anzeiger" druckt bereits 1905/1906 kleine Gedichte und Erzählungen der inzwischen verheirateten Emma Cramer-Crummenerl; 1907 erscheint in diesem Blatt ihre erste hochdeutsche Novelle. Für den "General-Anzeiger" und weitere westfälische Zeitungen wird sie in den kommenden Jahren zahllose Beiträge schreiben. Schon vor dem Krieg des Kaiserreichs spricht sich dabei eine leidenschaftliche Anhängerin des Hohenzollern-Kultes aus. Der Lüdenscheider Verlag W. Crone jr. bringt 1916 eine Sammlung ihrer Dichtungen heraus, die zum beträchtlichen Teil aus Kriegspropaganda und nationalistischen Überspanntheiten bestehen. In einer unregelmäßigen - plattdeutschen - Kolumne "Lechtstünnecken" für den "Generalanzeiger" nimmt Emma Cramer-Crummenerl oft die Perspektive der 'kleinen Leute' ein und verfolgt ihre Mission als streitbare Kulturkonservative, z.B. wider die moderne Mode der Seidenstrümpfe. Auch populäre plattdeutsche Erzählungen und Romane erscheinen in den 1920er Jahren zunächst als Zeitungsserien. Nach 1933 bekleidet die regimetreue Autorin das Amt einer Kulturreferentin der NS-Frauenschaft. Es kommt zu Spannungen, weil sie sich vom christlichen Bekenntnis nicht lösen will, doch von Widerstand kann keine Rede sein. Noch nach 1945 ist die Lüdenscheiderin als Verfasserin sogenannter "Frauenromane" hervorgetreten. Im Einzelfall zeigt sie den zaghaften Versuch, einen kritischen Blick auf die NS-Vergangenheit zu werfen. Die Autobiographie von 1954 ist hingegen als Zeugnis der Verdrängung zu werten.
Peter Bürger, geb. 1961, Kriegsdienstverweigerer (Zivildienst), Theologiestudium in Bonn, Paderborn, Tübingen (Diplom 1987); examinierter Krankenpfleger; psycho-soziale Berufsfelder, ab 2003 freier Publizist (Düsseldorf). Seit dem 18. Lebensjahr Mitglied der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, später auch: Versöhnungsbund, DFG-VK, Solidarische Kirche im Rheinland. Themenschwerpunkte u.a.: Kirche der Armen, 'Krieg & Massenkultur', pazifistische Beiträge zur Regional- und Kirchengeschichte, christliche Friedensdiskurse. Bertha-von-Suttner-Preis 2006 (Kunst & Medien). www.friedensbilder.de - www.sauerlandmundart.de