ISBN-13: 9783531123592 / Niemiecki / Miękka / 1992 / 310 str.
ISBN-13: 9783531123592 / Niemiecki / Miękka / 1992 / 310 str.
Wie kaum ein Abschnitt der deutschen Geschichte ist die kurze Ara der Weima- rer Republik bis heute auf irritierende Weise prasent. Ganz ist die Frage, ob Bonn nicht doch Weimar se nie verstummt; und unter dem Eindruck der deut- schen Einigung stellt sie sich manchen mit neuer Dringlichkeit. Die zweite Nachkriegsgeschichte ist, unter vielen Aspekten, auch eine Geschichte der Be- muhungen, erahnte oder gewute Analogien zur ersten zu verhindern. Der Marshall-Plan, der als Anti-Versailles den Deutschen (West) die Ruckkehr in den Kreis der wohlhabenden Volker ermoglichen sollte, die Funf-Prozent-Klau- sei gegen Zersplitterung, der Radikalenerla, die Kraft von Begriffen wie "wehrhafte Demokratie" und "Konsens der Demokraten" sind echte und falsche Reflexe auf das Weimarer Syndrom. Da bundesrepublikanische Politik stets, wenn Anzeichen von Instabilitat oder Diffusion sich bemerkbar machen, ausge- sprochen oder unausgesprochen auf die weimarische projiziert wird, ist nicht der unbedeutendste Bestandteil aktueller politischer Kultur. Umso erstaunlicher ist es, da gerade die politische Kultur eben jener Wei- marer Republik, die wie kaum eine andere Zeit Gegenstand einer gewaltigen Menge wissenschaftlicher wie nichtwissenschaftlicher Literatur ist, so gut wie unerforscht geblieben ist. Noch 1982 zieht Hagen Schulze das nuchternde Resumee: "Und in den Bereichen des politischen Denkens, der politischen Kultur, sind wir kaum uber das Anfangsstadium der Medienauswertung und der traditionellen Ideengeschichte hinausgekommen. ',1 2 Zwar hat sich zwischenzeitlich einiges getan. Aber von einem konsolidierten und gesicherten Wissensbestand uber die politische Kultur der ersten deutschen Demokratie kann dennoch nicht die Rede sein.