ISBN-13: 9783050043005 / Niemiecki / Twarda / 2007 / 377 str.
Die Untersuchung stellt die Psychologie und Psychiatrie des jungen Kant vor, die im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit dem schwedischen Gelehrten, Mystiker und Geisterseher Emanuel von Swedenborg entstanden ist. Hieraus ging Kants Wahnkritik hervor, in der er die drei Aspekte der Schizophrenie - die Projektion, die Ich-Spaltung sowie die Paranoia - analysiert. Constantin Rauer zeigt, dass und wie Kant seine fruhe Wahnkritik in die spatere Vernunftkritik ubertragen hat, und wie sich durch diese Anwendung der Psychologie auf die Logik das vollzog, was spater Kants 'kritische Wende' genannt wurde. Damit vollzieht der Autor erstmals Kants 'Revolution der Denkungsart' und mit dieser die Genese seiner 'Kritik der reinen Vernunft' systematisch nach. So fuhrt seine Untersuchung zu einem neuen Kant-Verstandnis, indem sie zeigt, dass Kants Vernunftkritik auch als eine Anti-Wahnkritik zu verstehen ist. Mit seiner Kritik des Wahns aber zielt Kant auf die verborgene Irrationalitat der Moderne: auf den erkenntnistheoretischen Wahn des Empirismus, den ethischen Wahn des Sozialdarwinismus sowie den religiosen Wahn im Kulturrelativismus. "Die Arbeit ist klar und uberzeugend aufgebaut. Uberdies ist sie sehr gut lesbar geschrieben: klar, zupackend, argumentativ, immer wieder von erhellenden Bildern durchsetzt; und die Verbindung einer wohldurchdachten Interpretation und Argumentation mit einer neuartigen These fuhrt zu einem philosophisch geradezu spannenden Text. ... Hier findet eine hochentwickelte internationale Kantforschung einen grundlegend neuen Blick." (Otfried Hoffe)
"Rauers Perspektive führt zu einer Korrektur der Kant-Forschung, da man die Bedeutung Swedenborgs neu zu bewerten hat, und sie birgt darüber hinaus zwei bedeutende Einsichten: Zum einen bildet die Projektionstheorie den inhaltlichen und zum anderen die Methode der Anwendung den methodologischen Kern der Kantischen Kritik. [...] Die Konsequenz der Perspektive, die Rauer eröffnet, sind heute nicht abzusehen, aber sie kann bereits jetzt als eine Verrückung des 'herrschenden Kant-Bildes' angesehen werden. Denn sie wirft ein erhellendes Licht auf Passagen der Vorgeschichte der Kritik, die im dunkeln geblieben sind und eine intellektuell elegante Erklärung wichtiger Grundlagen des Kantischen Opus magnum erlauben." Gernot Grube in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Oktober 2005 "...in jedem Fall gelingt Rauer ein genuiner Beitrag zur Kant-Forschung, der auch für Laien interessant sein dürfte." Christine Pries in: Frankfurter Rundschau, 23. 11. 2007 Rauers Arbeit "ist inspirierend, sie besticht durch engagiertes Argumentieren und filigrane Analysen". Oliver Müller in: Berliner Zeitung, 17. 12. 2007 "Rauers Monographie stellt nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kantforschung historischer wie auch systematischer Art dar, sondern dokumentiert ebenso eindrucksvoll die wissenschaftsphilosophische Aktualität Kants." René Thun in: Wissenschaftlicher Literaturanzeiger, 3. 3. 2008 "Auch der Leser, der sich in der Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts auskennt, wird in diesem Buch viel Neues finden. [...] Rauer ist das Kunststück gelungen, einen ganz eigenen Ansatz zur Interpretation Kants vorzutragen. Schon deshalb ist das schön ausgestattete Buch wichtig (für alle Kantforscher wohl Pflicht); [...] die Lektüre ist allemal lohnend und empfehlenswert." Der blaue Reiter - Journal für Philosophie, 25, Heft 1, 2008 "Wahn und Wahrheit [...]: eine neue Entstehungsgeschichte der 'Kritik der reinen Vernunft'. Der Königsberger Philosoph wird hier zum Wegbereiter von Sigmund Freud. [...] Die Modernität Kants besteht laut Rauer darin, dass er uns zwar die Möglichkeit absoluter Aussagen über die Welt [...] aus der Hand schlägt. Dafür schaffe er einen transzendentalen Rahmen - Raum und Zeit sowie Vernunfturteile -, innerhalb dessen eine Kritik der Urteile möglich wird - eine Analyse individueller und kollektiver Projektionen." Ralf Schönball in: Tagesspiegel, 28.09.2008 "Das Verdienst dieser Studie besteht darin, Kant nicht nur als bedeutenden Aufklärer darzustellen, sondern ihn zugleich als Rationalismuskritiker zu charakterisieren." Matthias Hein in: Das Argument, 278 (2008) 5 "'Wahn und Wahrheit' ist ohne Zweifel das Buch, das bis heute die 'Kantische Psychoanalyse' am besten beschreibt. [...] Besonders hingewiesen sei auf die Originalität der vielen Vorschläge und die besonders klare, tiefgehende und zum Teil auch sehr witzige Prosa Rauers." Giuseppe Motta in: Kant-Studien, 100 (2009) "Tel est l'objet de Constantin Rauer dans 'Wahn und Wahrheit' : montrer que la 'revolution dans la manière de penser' annoncée par la 'Critique de la raison pure' tire ses racines d'une confrontation récurrente avec les phénomènes à l'oeuvre dans les maladies psychiatriques. [...] Cette reconstruction de la psychologie kantienne est claire et sur bien des points convaincante." Arnaud Pelletier in: Critique no. 743, April 2009