ISBN-13: 9783486566130 / Niemiecki / Twarda / 2002 / 362 str.
Innerhalb der Offentlichen Wohlfahrtspflege fuhrten sozialrassistische Konzepte, antisemitische Ambitionen und finanzielle Interessen seit 1933 zu einer Ausgrenzung judischer Deutscher, ohne dass hierzu Gesetze vorlagen. In vielen Stadten wurden zunachst judische Beamte und Angestellte entlassen, dann judische Wohlfahrtsempfanger durch Leistungskurzungen, Arbeitszwang und Isolierung diskriminiert. Diese Praxis der Wohlfahrtsamter mundete schlielich in die zentrale Verordnung vom November 1938, die den Ausschluss der judischen Armen aus dem staatlichen Fursorgesystem dekretierte. Wolf Gruner dokumentiert auf einer umfangreichen Quellenbasis erstmals die Impulsfunktion kommunaler Initiativen fur den Verlauf der NS-Judenverfolgung. Die vergleichende Darstellung der Politik deutscher Grostadte und Wiens birgt uberraschende Ergebnisse zum Verhaltnis von lokaler Verwaltung und Gestapo. Die Studie zeigt: Die -soziale- Enteignung judischer Staatsburger durch Beamte und Angestellte der staatlichen Fursorge ist ein wichtiges, bisher zu wenig beachtetes Element der Vorgeschichte des Holocaust.
"Dieses Buch erschließt uns mit hoher Fachkompetenz und erdrückendem Belegmaterial bis in den immer aussichtsloseren jüdischen Alltag in den Städten und Gemeinden hinein ein zentrales und deprimierendes Kapitel nationalsozialistischer Judenpolitik, das uns bislang nur in Umrissen bekannt gewesen ist." Bernd Jürgen Wendt, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 3/2003