ISBN-13: 9783486591361 / Niemiecki / Twarda / 2011 / 207 str.
"Wir zehrten von Erinnerungen, denn eine Zukunft schien es fur uns nicht mehr zu geben." So wie die Zwangsarbeiterin Friedl Beutelrock empfanden wohl die meisten judischen Munchner unter dem stetig zunehmenden Verfolgungsdruck der Nationalsozialisten. Ab dem Fruhjahr 1941 verschlechterte sich ihre Situation noch einmal dramatisch: Zwangsarbeitseinsatz, die 'Arisierung' des Wohnraums und damit verbunden die Ghettoisierung, schlielich die Deportation in eine ungewisse Zukunft. Fur diesen komplexen Prozess aus Ausgrenzung, Entrechtung und Demutigung stand die "Judensiedlung" in Milbertshofen, ein Barackenlager an der nordlichen Peripherie der "Hauptstadt der Bewegung." Maximilian Strnad ruckt erstmals dieses multifunktionale Terrorinstrument ins Zentrum der Forschung uber die Vertreibung und Ermordung der judischen Munchner. Er rekonstruiert nicht nur die Geschichte der Vertreibung; in seinem Buch erhalten vor allem die verfolgten Munchner Juden ihre Stimme zuruck.
Die Studie untersucht die Rolle des Barackenlagers für Juden in München-Milbertshofen als Herrschaftsinstrument nationalsozialistischer Verfolgungspolitik zur "Endlösung der Judenfrage". Maximilian Strnad schildert die Entstehungsgeschichte des Lagers und beleuchtet dessen Funktionen bei der "Wohnraumarisierung", der Gettoisierung, beim Zwangsarbeitseinsatz und als Durchgangsstation bei der Deportation der Juden aus München und Umgebung. Vor diesem Hintergrund fragt er nach Initiatoren und Profiteuren des Lagerbaus und zeigt Konflikte innerhalb des Herrschaftsgefüges auf - insbesondere auch aus Sicht der jüdischen Bevölkerung. Für die Studie wurde eine Vielzahl an bisher unbekannten Quellen ausgewertet, die einen tiefen Einblick in den Verfolgungsprozess der jüdischen Münchner zwischen 1941 und 1945 ermöglichen.