ISBN-13: 9783531160863 / Niemiecki / Miękka / 2009 / 304 str.
Einleitung In der Diskussion uber das Thema "Globalisierung" fand die Zuwanderung b- her wenig Berucksichtigung, obgleich sie eine Schlusselrolle fur diesen Prozess spielt. Ein politischer Grundwiderspruch des "Zeitalters der Globalisierung" liegt darin, dass man zwar die weltweite Mobilitat des Kapitals begrut, aber (Grenz-) Polizei und Militar auf Menschen hetzt, die es ihm gleichtun wollen. Die we- deutsche Migrationsgeschichte und -politik war jahrzehntelang durch ein ahn- ches Paradoxon gekennzeichnet: Obwohl viele Millionen Menschen in die B- desrepublik einwanderten - zuerst "Deutschstammige" aus den ehemaligen O- gebieten und Fluchtlinge aus Osteuropa, ab Mitte der 50er-Jahre Arbei- migrant(inn)en aus den Mittelmeerlandern und nach dem im November 1973 verhangten Anwerbestopp nur noch Familienangehorige der sog. Gastarbeiter -, wurde das Faktum der Einwanderung schlichtweg geleugnet. Der Fall der Berliner Mauer und das Ende des Ost-West-Konflikts 1989/90 trugen zu einer weiteren Verschiebung der Koordinaten bei: Einerseits kam es zu einer verstarkten Einwanderung sog. Spataussiedler/innen aus dem ehemaligen sowjetischen Machtbereich, die aus dem verfassungsrechtlich verankerten - stammungsprinzip (Ius sanguinis) einen Anspruch auf Einburgerung ableiten konnten, andererseits suchten zunehmend mehr Menschen, die vor (Burger-) Kriegen flohen, Zuflucht in der Bundesrepublik. Ungeachtet dieser Wanderungsbewegungen und der sich daraus ergebenden Anforderungen im Hinblick auf die gesellschaftliche Integration galt das Dogma fort, Deutschland sei kein Einwanderungsland und solle es auch nicht werden. Gleichwohl entbrannte die Debatte uber Erleichterungen, Moglichkeiten und Grenzen der Zuwanderung nach dem Regierungswechsel im Herbst 1998 neu.