ISBN-13: 9783531167930 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 200 str.
ISBN-13: 9783531167930 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 200 str.
Seit mehr als einem Jahrzehnt bin ich nun in verschiedenen Bereichen der Ju gendhilfe tatig, insbesondere jedoch im Bereich stationarer Hilfen. Mein Alltag konfrontiert mich regelmassig mit Verhaltensmustern, die fur ..gewohnlich" sozi alisierte Menschen sehr eindrucklich sind. Eindrucklich deshalb, weil diese Mus ter haufig in extremer Weise von der Interaktionsart. die meine Kollegen und ich und wahrscheinlich ein Grossteil der Menschen in westlichen Kulturkreisen fur ..normal" halten. abweichen. Das Beispiel aus dem Prolog ist sicherlich eines. welches aufeine psychische Erkrankung zuruckzufuhren ist. daruber hinaus sind es aber insbesondere gewaltaffine .dissoziale- Interaktionsstrukturen. die den Alltag in der stationaren Jugendhilfe kennzeichnen. Zu Beginn meiner Berufstatigkeit haderte ich oft mit meiner Berufswahl. weil ich mich durch die Devianz der jugendlichen Klienten regelrecht fremdbe stimmt fuhlte, und zwar in dem Sinne, dass ich es nicht verstehen konnte. wie Menschen dazu kommen, sich so destruktiv und selbsrzerstorerisch zu verhalten. Ich konnte keine sinnvollen Verhaltensmotive erkennen oder herleiten. Alles schien so. als ob das Alltagshandeln unserer jungen Klienten lediglich als eine ungerichtete. hilf- und rnotivlose Reaktion auf das Nicht-partizipieren-konnen an dem uns gelaufigen Normensystem mit all seinen Vorteilen einzustufen ware. Bei kognitiv etwas starker begabten Jugendlichen wurde diese Lesart oft noch etwas erweitert. indem wir beispielsweise Gewaltverhalten als geziehen Protest gegen die eben genannte Teilhabeverwehrurig klassifizierten. Und im Zusam menhang ganz erheblicher Abweichungen, wie im Fall des Prologbeispiels. lau tete das Erklarungsmuster zumeist resignierend lapidar: ..Der ist halt ein bcdau emswertcr Kranker.': ' Auf diese Weise standen sich zwei Systeme gegenuber."