ISBN-13: 9783832493608 / Niemiecki / Miękka / 2006 / 142 str.
Als Folge von Talkshowproduktionen hat es in den USA schon den einen oder anderen Mord gegeben und auch hierzulande endet so manch verbaler Vernichtungszug in physischer Gewalt. Die Wurzel dieser Aggressionen liegt in den dramaturgischen Mitteln der Produzenten. Vor einem Millionenpublikum empfinden die Gaste ein besonderes Verlangen, positive Imagearbeit zu betreiben. Doch viele der alltaglichen Strategien zur Imagepflege werden unterbunden. Den Gasten bleibt nur ein enges Repertoire an vornehmlich negativen Strategien, durch das sie ihre Person als wertvoll prasentieren konnen: Beleidigungen, Vorwurfe, Zuruckweisungen und sogar Drohungen. Im Sog der Umstande, Regieanweisungen und Verfuhrungen durch die Gesprachsleitung verzichten die Gaste auf einen kompromissorientierten Gesprachsverlauf. Stattdessen wird die Unvereinbarkeit ihrer einzelnen Positionen betont und der Streit aufrecht erhalten. Beitrage werden nicht aneinander ausgerichtet, Akteure bewusst getauscht - ein Verhalten vollig entgegengesetzt zu Grices Kooperationsprinzip, dessen Ziel ja ein optimaler Informationsaustausch ist. Hier zeigt sich, dass das Kooperationsprinzip nicht bei allen Formen der verbalen Interaktion befolgt wird. Schritt fur Schritt werden Verstoe gegen Grices Maximen offenbart, die keine konversationellen Implikaturen, sondern vielmehr die Herabsetzung anderer Personen und Meinungen zum Ziel haben. Die Regelhaftigkeit dieser Verstoe legt nahe, dass die Akteure hier ebenfalls einem ungeschriebenen Gesetz folgen: dem Nicht-Kooperationsprinzip.