"Der vorliegende, von Ralf Simon (Basel) und Martin Endres (Leipzig) sorgfältig edierte Band ist der beeindruckende Versuch, Orientierung in schwierigstem Gelände zu schaffen, einem Gelände, das so unzugänglich und zugleich anziehend ist wie kaum ein anderes zeitgenössisches literarisches Werk. Die Beiträge wollen das Vorurteil entkräften, das Werk Oswald Eggers ergehe sich in reinen Wortspielen beziehungsweise entziehe sich dem Verstehen überhaupt. Hier wird ein Gegenwartsautor nach allen Regeln der Kunst von Leserinnen und Lesern durchleuchtet, die von Celan, Jean Paul oder Hölderlin herkommen: Werk und Interpreten bestehen diesen Test beide mit Bravour. Noch über dieses Anliegen hinaus, vielleicht sogar vor ihm, dokumentiert der Band das Nachdenken einer methodisch besonders ambitionierten Form von Literaturwissenschaft, die sich mit Vorliebe an hermetischen Texten entzündet. Bei aller gebotenen philologischen Gründlichkeit bietet er ein funkelndes Feuerwerk an Gelehrsamkeit, Wortwitz und kühnen Deutungen, deren intellektuelle Faszination an ihrem Gegenstand sich auf den Rezensenten übertragen hat."
Christian Benne: Rezension zu: Martin Endres/Ralf Simon (Hgg.): 'Wort für Wort' - Lektüren zum Werk von Oswald Egger. Berlin - Boston 2021 (Theorie der Prosa). In: Arbitrium 40.2 (2022), S. 248-251, hier S. 248.
Martin Endres, Universität Leipzig; Ralf Simon, Universität Basel.