ISBN-13: 9783486565515 / Niemiecki / Miękka / 2002 / 632 str.
ISBN-13: 9783486565515 / Niemiecki / Miękka / 2002 / 632 str.
Mit diesem Buch werden die vielfaltigen Formen, in denen noch heute Wissenschaft popularisiert wird, erstmals auf ihre Ursprunge im 19. Jahrhundert zuruckgefuhrt und zentral in die burgerliche Kultur dieser Zeit eingelagert. Entgegen langlebigen Vorurteilen kann nachgewiesen werden, dass es eine breite, farbige und kulturell tief verwurzelte Tradition der Popularwissenschaft in Deutschland gibt. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Bedeutung die naturwissenschaftliche Bildung in der burgerlichen Gesellschaft entfaltete. Die Entwicklung des naturkundlichen Vereinswesens und Schulunterrichts und die Ausbreitung einer von Naturwissenschaftlern organisierten Festkultur werden ebenso als Teile der Geschichte burgerlicher Offentlichkeit beschrieben wie die rasante Zunahme von popularwissenschaftlichen Zeitschriften und Buchern. Dabei wird zum einen deutlich, wie sich publikumsorientierte Sprach- und Darstellungsformen sowie eigene Gruppen von Wissensvermittlern etablierten. Zum anderen werden die Inhalte und ideologischen Deutungspotentiale, die uber populare Medien vermittelt wurden und zum burgerlichen Verstandnis von Natur beitrugen, besonders betont. Die Geschichte von Offentlichkeit und Burgerlichkeit in Deutschland gewinnt auf diese Weise neue Konturen, zumal zahlreiche Interpretationen vorgelegt werden, die uber bisherige Forschungsmeinungen hinausweisen. So begreift dieses Buch die Wissenschaftspopularisierung als Teil des Nachwirkens revolutionarer Anliegen von 1848, der Darwinismus wird in seiner ideellen Pragekraft erheblich relativiert, und das Verhaltnis von Naturwissenschaften und christlicher Religion findet eine neue Wurdigung. Dieses Buch soll eine eklatante Forschungslucke schliessen und zugleich die Geschichte der Popularwissenschaft im offentlichen Bewusstsein der heutigen Mediengesellschaft verankern. Die Darstellung zielt darauf, eine Brucke zu schlagen zwischen der allgemeinen Geschichte, im besonderen der florierenden Burgertumsforschung, und eher marginalisierten Bereichen wie der Geistes-, Religions- und Wissenschaftsgeschichte. Der Band hat einen fachwissenschaftlichen Charakter, ist aber in seinem leserfreundlichen Stil und der leicht zuganglichen Gliederung fur einen weiten Leserkreis geschrieben. Er wendet sich zum einen an alle HistorikerInnen, die neue Erkenntnisse uber die deutsche Kultur im 19. Jahrhundert und das Verhaltnis von Wissenschaft, Gesellschaft und Offentlichkeit gewinnen mochten. Zum anderen sind alle historisch interessierten Leser und die Vertreter von Nachbardisziplinen, darunter Literatur- und Kommunikationswissenschaften ebenso wie Theologie und Naturwissenschaften, angesprochen. Das Buch bietet daruber hinaus eine an keiner anderen Stelle greifbare Sammlung von Kurzbiographien, mehrere Tabellen, zahlreiche Abbildungen und erstmalig eine Bibliographie popularwissenschaftlicher Texte des 19. Jahrhunderts. Damit kann dieser Band auch hervorragend als Nachschlagewerk genutzt und uber das umfangreiche Orts-, Personen- und Sachregister leicht erschlossen werden."