ISBN-13: 9781500801458 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 210 str.
Die Autorin beschreibt in diesem Buch das Phanomen der Selbsttotung in Goethes Werther" und bei seinen dramatischen Nachfolgern. Im Vordergrund steht die ausfuhrliche Analyse der suizidalen Entwicklungen Werthers, Klingers Helden aus Otto," dem Leidenden Weib," der Neuen Arria" und den Zwillingen," Maler Mullers Golo und Genoveva," Wagners Reue nach der That" sowie Leisewitzens Julius von Tarent." Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Goethe den Freitod beziehungsweise die destruktive Veranlagung und Entfaltung seiner Titelfigur nach einem bestimmten Modell konzipiert hat: Werther durchlauft einen innerseelischen Zerstorungsprozess," der sich aus zehn Phasen zusammensetzt und der unweigerlich mit dem Suizid endet. Der Vergleich mit Werthers literarischen Leidensgenossen offenbart, dass sie sich alle sehr ahneln: Die Autoren haben ihre Figuren samtlich rebellisch und sozialkritisch konzipiert. Alle Protagonisten sind durch ihre bis zum Rausch gesteigerte Gefuhlsintensitat melancholische Einzelganger, deren todliche Schwache von Beginn an sichtbar wird. Nahezu exhibitionistisch stellen sie ihren Schmerz zur Schau, kurz vor dem finalen Schritt bemachtigt sich die Todesbegeisterung aller Helden. Ihre emotionale und korperliche Selbstaufgabe ist am Ende dieses Prozesses daher keine Verzweiflungstat, sondern eine uberlegte und freiwillige Vernichtung des eigenen Lebens. Mit dem Suizid berufen sie sich ein letztes Mal auf ihr Selbstbestimmungsrecht. Sie nehmen sich das Recht und die Freiheit, selbst uber ihr Leben zu verfugen und suchen im Tod die Freiheit."