ISBN-13: 9783810029539 / Niemiecki / Miękka / 2001 / 253 str.
Das Verstandnis der Zugehorigkeit des Burgers zum Gemeinwesen in Frank reich und Deutschland ist seit dem Epoche machenden Buch Citizenship and Nationhood in France and Germany von Rogers Brubaker ein beliebtes Feld idealtypischer Unterscheidung. Was bei Brubaker noch sehr facettenreich formuliert war, ist dabei ein allzu einfacher Gemeinplatz geworden: den Deutschen wird ein abstammungmassiges oder sogar "ethnisches" National verstandnis zugeschrieben, den Franzosen ein "politisches." Auch nachdem Deutschland 2000 die Einburgerung qua Geburt (ius soli) eingefuhrt ha- weitergehend als Frankreich -und damit die Prognose Brubakers, dies werde in Deutschland nie moglich sein, ad absurdum gefuhrt haben, wird diese einfache Gegenuberstellung in Zeitungen und Zeitschriften immer weiter wiederholt. Heike Hagedorn vertieft unser Verstandnis durch einen in die Tiefe ge henden Vergleich im vorliegenden Buch in zweierlei Weise: sie geht einmal der Debatte um Einburgerung und nationales Selbstverstandnis nach, die im letzten Jahrzehnt in beiden Landern zu wesentlichen Anderungen in Gesetzen und Bewusstsein gefuhrt hat. Zum anderen vergleicht sie die Implementation der Einburgerung in den beiden Landern jenseits der Deklarationen und ideologischen Erklarungen. Sie kommt dabei -neben vielen Erkenntnissen im Detail -zu drei wesentlichen Schlussfolgerungen, an denen niemand in Zu kunft vorbeigehen sollte: Erstens lauft die Grenze der Auffassungen in der Frage der Einburgerung von Einwanderern und insbesondere des Burgerrechts qua Geburt nicht so sehr zwischen den beiden Nationen oder zwischen feststehenden nationalen Kulturen, sondern zwischen den unterschiedlichen politischen Lagern -so wohl in Frankreich wie in Deutschland."