ISBN-13: 9783050031866 / Niemiecki / Twarda / 1998 / 330 str.
Spatestens seit der Jahrhundertwende wird die literarische und kulturelle Bedeutung individueller Autorschaft und die durch sie begrundete Autoritat literarischer Werke in Frage gestellt. Ist die Erschaffung eines einheitlichen und einmaligen Werkes durch den Autor uberhaupt noch moglich? Oder ist dieser nicht langst der Eigenmacht der Sprache, des Diskurses oder der Literatur als Institution hoffnungslos ausgeliefert? In der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts bekommt die bekannte Metapher vom "Tod des Autors" eine besondere, existentielle Bedeutung. Die rigorose Einbindung der literarischen Tatigkeit in die sowjetische Ideologie und Kulturpolitik zu Beginn der 30er Jahre zeigt paradoxe Zuge: Einerseits erhalten die Literatur und der Autor im Sowjetstaat eine uberaus privilegierte Stellung, zum anderen aber wird der Autor als individueller Urheber enteignet und seine Textproduktion unter staatliche Verwaltung gestellt. Unzahlige Denkmaler, Literaturmuseen, Klassikerausgaben, Jahrestagsfeiern usw. verleihen der Literatur eine Aura von Sakralitat. Im Gegensatz dazu sind die lebenden Autoren willkurlicher Maregelung und der Gefahr physischer Vernichtung ausgesetzt. Sie fuhlen sich verunsichert, bedroht, geraten in Bewutseinskonflikte und entwickeln aus dieser Zwangslage jeweils besondere Schreib- und Verhaltensweisen. Die in diesem Band versammelten Studien, die sich sowohl mit der ideologischen und institutionellen Vereinnahmung der Literatur als auch mit dem Schicksal einzelner Autoren und ihrer Texte in den 20er bis 50er Jahren beschaftigen, ergeben ein facettenreiches Bild dieser ebenso tragischen wie interessanten Literaturepoche.