"... Die besondere Leistung der Arbeit von Cornelia Zumbusch liegt in der Kombination narrativer, archäologischer und medialer Ansätze. Sie öffnet die Augen für eine vermeintliche Nebensächlichkeit, von der aber viel, wenn nicht das Ganze abhängt. Sie gibt Impulse für beliebige Lektüren auf dem unermesslichen Feld des Erzählens und seinen Gängen in die Vergangenheit dicht am Geländer der Vorgeschichtsforschung ..." (Hugo Aust, in: Fontane Blätter, Heft 113, 2022)
1. Was keine Geschichte ist: Zur Einleitung.- 2. Prähistorie: Die Vorgeschichte und ihre Disziplinen.- 3. Episodik und Analeptik: Vorgeschichte als Erzählform.- 4. Vor dem Roman: Goethes Wilhelm Meister-Komplex.- 5. Vor dem Subjekt: Adalbert Stifter.- 6. Vor der Moderne: Theodor Fontane.- 7. Odins Wagen. Kein Anfang und kein Ende.
Cornelia Zumbusch ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg.
Unter Vorgeschichte versteht man gewöhnlich die Geschichte der Menschen vor dem Einsatz schriftlicher Zeugnisse. In Bezug auf literarische Erzählungen hingegen meint Vorgeschichte das, was zwar vor dem Anfang der Geschichte geschehen ist, aber erst später erzählt wird. Ein zentraler Text für die Erforschung der Vorgeschichte sowohl in der prähistorischen Archäologie als auch in der Narratologie ist die homerische Odyssee. Am Leitfaden der Homer-Rezeption geht die Studie deshalb den Formen der Vorgeschichte im 19. Jahrhundert nach. Wie wird Vorgeschichte zum Gegenstand der Wissenschaften? Warum erzählen Romane von Goethe, Stifter und Fontane nicht nur Geschichten, sondern auch in diese eingelagerte Vorgeschichten? Und in welchem Zusammenhang steht diese Erzählform mit dem auffälligen Interesse der Literatur an Altertümern und prähistorischen Relikten?