ISBN-13: 9783110444827 / Niemiecki / Twarda / 2016 / 551 str.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die katholische Kirche in Preuen von einer staatlich sanktionierten "Kirchengesellschaft" zu einer Kirche in der Gesellschaft. Diese Entwicklung grundete nicht zuletzt auf der Teilnahme vieler Katholiken an verschiedenen Frommigkeitsformen sowie ihrer oppositionellen Haltung zu staatlichen Vorschriften, die in ihr Glaubensleben eingriffen. Auch die Regierungspolitik gegenuber der katholischen Kirche anderte sich in dieser Zeit. Sie wurde spatestens nach Einfuhrung einer Verfassung 1850 nicht mehr vom Monarchen, sondern von Ministern gelenkt. Der Konflikt wegen der gemischten Ehen 1815 bis 1828, die Trierer Bischofswahl 1839 und die Protesteingaben gegen Einschrankung der Religionsfreiheit 1852 verdeutlichen die enge Bindung zwischen der Entstehung eines politischen Bewusstseins und der Verteidigung religioser Uberzeugungen. Die zunehmende Bestimmung der Regierungspolitik durch Minister zeigt sich in der relativen Kurzlebigkeit der vom Monarchen 1841 errichteten katholischen Abteilung und lasst sich ebenso in der Auseinandersetzung uber die Raumerschen Erlasse 1852 und im vorsichtigen Verhalten der Regierung gegenuber den Jesuiten bis 1872 nachverfolgen.
Zwischen 1815 und 1871 lässt sich eine zunehmendePolitisierung des Katholizismus in Preußen beobachten. Das zeigen die Frömmigkeitsformen vieler Katholikensowie ihre oppositionelle Haltung zu staatlichen Vorschriften, die in ihr Glaubensleben eingriffen. Gleichzeitig verdeutlichen die Quellen, dass die Regierungspolitik gegenüber der katholischen Kirche immer weniger vom Monarchen und zunehmend von Ministern bestimmt wurde.